Eine Lanze für McDonalds

Das Problem des Ösi ist, dass er nicht ganz dicht ist.

Herr Manulan hat in seinem Kommentar auf das Posting Gelb, wo es hauptsächlich um Gabriel’sche Wickeltische auf Herrentoiletten ging, hingewiesen, dass öffentliche Bedürfnisanstalten in der Regel viel zu kleine stinkende Löcher sind. Wo er recht hat, hat er recht.

Bei dieser Gelegenheit fällt mir der gute Thomas Bernhard ein, der in seinem Werk „Alte Meister“ speziell die Wiener Toiletten als die schmutzigsten und übel riechendsten auf der ganzen Welt bezeichnet. So weit möchte der Ösi freilich nicht gehen. Da sind ihm schon ganz andere Aborte untergekommen. Donnerbalken, Plumpsklos und und und von der übelsten Sorte.

Siehst du, je mehr er darüber nachdenkt, umso mehr relativiert sich das Problem, besonders dann, wenn sich ein anderes in den Vordergrund schiebt.

Der Ösi ist nämlich nicht mehr ganz dicht. Das heißt, der Zeitintervall zwischen zwei Toilettenbesuchen verkürzen sich in seinem Alter aufs Bedrohlichste. Er hangelt sich von Urinal zu Urinal.

In der freien Natur ist das keine große Sache. Die zarten Gräser und Pflänzchen betteln geradezu um ein bisschen Nass. Nur, bitteschön, wie oft ist man schon in der freien Natur?

In der Stadt, natürlich, ein Riesenproblem. Gerade die bayrische Polizei geht rigoros gegen Wildpinkler vor. Kunststück! Ist doch so ein Wildpinkler viel leichter zu erwischen als ein Verkehrssünder. Zumal er zum Zeitpunkt seines Vergehens ziemlich ortsgebunden ist …

Deshalb richtet der Ösi seine Stadtspaziergänge nicht nach den Sehenswürdigkeiten sondern nach der Verfügbarkeit kostenlos zugänglicher Toiletten aus. Kinos, McDonalds, Burger King, Starbucks, kurz: der ganze american Way of Life bietet sich hier automatisch an. Ist erst mal die höchste Dringlichkeitsstufe erreicht, erweist sich die Unannehmlichkeit eines verschmutzen Aborts eher als sekundär.
Sein Tipp: für den Jazz-Fan ist speziell Starbucks im wahrsten Sinne des Wortes ein MUSS: von Miles Davis über Charles Mingus bis hin zu Ray Charles wird hier Musik vom Feinsten geboten.

Jetzt könnte man einwenden, das Problem wäre insofern lösbar, als dass der Ösi nur ein schnuckeliges Kaffeehaus aufzusuchen bräuchte, um dort nach Degustation eines leckeren Cappuccinos gewissermaßen regulär … Nein, nein und nochmals nein!

Er will ja nicht noch mehr Flüssigkeit zu sich nehmen, sondern im Gegenteil.

Erkennst du den Teufelskreislauf? Weshalb es für den Ösi gar nicht genug von diesen wunderbaren amerikanischen Gastronomie-Tempeln geben kann. Und die jungen Leute, hat er munkeln gehört, gehen dort sogar zum Essen hin.

23 Gedanken zu “Eine Lanze für McDonalds

  1. Was das Wildpinkeln in Städten angeht ist diese Problematik wohl in Köln zur Karnevalszeit ein unlösbares Problem.

    Das die McDonalds Toiletten in der Regel akzeptabel sind ist auch mein Eindruck. Es gibt aber zumindest eine negative Ausnahme: Im Duisburger Hauptbahnhof betreibt McDonalds ein zweigeschossiges Restaurant, verweist aber hinsichtlich des Abortes auf die gar nicht so nahe gelegenen kostenpflichtigen Bahnhofstoiletten

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  2. Kann mir gut vorstellen, dass Köln während des Karnevals zum Überschwemmungsgebiet deklariert wird …

    Am Nürnberger Hauptbahnhof geht es ähnlich zu. Hier arbeitet McDonalds mit dem fast Namensvetter McClean zusammen. Natürlich auch auf Kosten des Gastes.

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  3. … ja ja, die letzten Tabus, welch spannende Abläufe…

    Man muss das positiv sehen (Umdeutung ist alles!), offenbar unterstellt Dir keiner, dass Du nicht zum Pinkeln auf die Klos geht (das war wieder nicht nur witzig gemeint…)…

    Spritzige Grüße!

    Das Fossil (Dichter)

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  4. Deswegen lag es nahe, das Toilettenhäuschen am Schnepperschütz direkt in ein Szenecafé umzuwandeln…

    Das Thema scheint dich in der Tat in jüngster Zeit sehr zu beschäftigen ;o)

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  5. Als Tabu sehe ich es nicht. Hier im oesiblog kommen eben auch Belange zur Sprache, die einer immer älter werdenden Bevölkerung auf der Harnröhre brennen. Seine Wortwahl hat er mit der ihm eigenen Zurückhaltung an die gewiss nicht einfache Problematik angepasst.

    Dr. Ösi (Un-Dichter)

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  6. Man wird eben älter …

    Wenn ich am Schnepperschütz vorbei radle, wird mir die Problematik der älteren Herrschaften ganz deutlich. Einerseits die letzte Anlaufstelle vor Erreichen der Innenstadt, andererseits dieses vorsichtige Genippe an den Getränken und praktisch die Panik, wie weit man es nach Verlassen des Schnepperschütz es Zwischenfall frei schaffen wird …

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  7. Man möchte gar nicht glauben, mit welchen Dingens man sich im Alter herumschlagen muss. Kaum ist die Zeit vorbei, in welcher die lieben Kleinen ausschießlich in den unpassendsten Momenten urplötzlich Pipi machen mussten, sieht man sich dank des Herrn Ösi an eine Problematik herangeführt, die seine Leserschar schaudernd in die Zukunft pieseln lässt. Hoffentlich gibt es McD noch lange genug …

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  8. Ich hatte früher hin und wieder dieses Maxi-Menü: BigMäc, BigPommes, BigCola verschlungen … und war kurze Zeit danach schon wieder hungrig.

    Danke für die App. Mein Problem ist, nicht nur eine Toilette zu finden, denn Gaststätten gibt es praktisch genug, sondern eine kostenlose. Toilettenbenutzung ohne Konsumation wird nicht gern gesehen. Und mit Konsumation wird es in meinem Fall sehr teuer. Deshalb sind mir diese amerikanischen Einrichtungen am liebsten, wo du dich aufgrund des hohen Kundenaufkommens unbemerkt am Kontor vorbei schummeln kannst …

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  9. So Läden wie McDonalds und Burger-King sind optimal für Leute wie mich, die da für 1,49 satt werden. „Normale“ Leute kommen in einem „normalen“ Restaurant billiger weg.

    In Deutschland gab es zumindest mal ein Gesetz, nach dem jeder Wohnungsinhaber (bis zum 1. Stock) verpflichtet war, jeden, der mal musste, seine Toilette benutzen zu lassen. Wäre wir in den USA, wäre dieses Gesetzt wahrscheinlich noch in Kraft. Da gibt es ja Bundesstaaten, in denen noch immer das Singen im Badeanzug verboten ist. Ich glaube allerdings, dass diese Toilettengastfreundschaftspflicht (!) heute nicht mehr gilt. Und da es auch keine Abtrittanbieter mehr gibt, muss es einfach so viele McDonalds geben, und niemand sollte sich darüber beklagen.

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  10. Schade, dass es dieses Gesetz nicht mehr gibt. Ich wohne im 2. Stock und wäre somit aus dem Schneider, wenn ich daran denke, dass der Erleichtere womöglich einen ziemlichen Saustall bei mir hinterließe.

    Andererseits wäre es gerade für mich sehr praktisch, erdgeschössig zu klingeln, anstatt bis zum nächsten McDo weiter zu hetzen. Die Leute, erst mal dazu verdonnert, ja brav auf der Brille zu sitzen, würden wieder zusammenkommen, Kommunikation könnte sich neu entwickeln … wie in der guten alten Zeit …

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  11. Dass es so eine gesetzliche Regelung geben soll, hatte ich vor vielen Jahren gehört. In Berlin, wo inzwischen das Französische eher ausstirbt, nannte man den 1. Stock ja gerne auch bel étage. Das wunderte mich dann unter diesem Aspekt. 😉

    Ja, so ein bisschen mehr Hausgemeinschaft täte den Leuten vielleicht ganz gut. Wenn ich nur daran denke, dass wir damals in unserem Wohnzimmer Stühle aufstellten, weil die Nachbarn kamen, um die Tagesschau im Fernsehen zu gucken. Das war irgendwie toll. Ich habe das dann Jahre später in Spanien noch mal erlebt. Da hatten wir das Glück, an so einem hübschen Dorfplatz zu wohnen. Abends stellten ein paar Nachbarn ihre Fernseher vor die Haustür, und dann wurde gemeinsam geguckt und lebhaft kommentiert.

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  12. Früher wohnten die noblen Herrschaften unten und die Dienstboten oben. Wahrscheinlich deshalb. Heute ist es umgekehrt.

    Bei dem schlechten Fernsehprogramm von heute ist es besser, wenn ein jeder für sich selber guckt. Natürlich schade, dass es das gemeinsame Sehen nur noch beim Fußball gibt. Vielleicht ein Anzeichen, die gute alte Zeit wieder heraufzubeschwören? Aber als erstes müssten die Fernbedienungen abgeschafft werden …

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