Die Entstehungsgeschichte der Menschheit

Der Ösi hat dieses Posting schon vor einigen Monaten geschrieben, aber nicht veröffentlicht.

Um so größer sein Schock, als er von Ridley Scott und seinem neuen Film „Prometheus“ erfuhr. Aber keine Angst: Herr Scott hat das eigentlich interessante Thema total vermurkst und zu einem x-beliebigen Alien-Spektakel verkommen lassen. Keine Gefahr für den Ösi …

Die Wirklichkeit war nämlich so:

Also, das riesige Raumschiff näherte sich der Erde und bremste rechtzeitig in jenem Bereich, wo die Gravitation noch keinen Einfluss auf das Monstrum hatte. Hatten die Aliens die Erde etwa zufällig entdeckt? Natürlich nicht. Du fährst ja auch nicht zufällig zu deiner Tante Emma, sondern aus einem bestimmten Grund, weil es Geld gibt oder gutes Essen oder im Idealfall beides.

Bloß: bei deinem ersten Besuch bei Tante Emma warst du vorsichtig, weil du nicht wusstest, was dich erwartet und wie die Alte tickt. Ebenso die Aliens. Das Mutterraumschiff spuckte kleinere Shuttles aus, mit denen man auf dem blauen Planeten landete.

Bist du unten angekommen, musst du vorsichtig sein. Schon zu Hause ist es gefährlich genug, in der Fremde erst recht, da lauern Gefahren überall.

Was machen die Aliens jetzt? Die sind zwar viel schlauer als du und ich, aber grundsätzlich musst du dir das wie eine Geschäftsreise vorstellen. Man schickt dich also nach Tibet, um dort Nürnberger Rostbratwürste zu verkaufen. Du erledigst deinen Job … aber, weil du schon mal da bist, nimmst du ein Souvenier, zum Beispiel einen Buddha, mit, besteigst den Mount Everest, genießt die lokalen Köstlichkeiten, hast, wenn es das Spesenkonto hergibt, aufregenden Sex mit Einheimischen, ect. Es ist ja der geschäftliche Teil vom privaten kaum zu trennen, die Grenzen sind fließend, und manch einer kehrt zurück ohne eine einzige Bratwurst verkauft zu haben – oder bleibt für immer dort.

Der Kommandant des Raumschiffs schickt seine Geologen vor, Bodenproben zu entnehmen, die Materie zu analysieren. Man kennt das von letzten Strandurlaub. Früher gab es diese extra-coolen Sonnenbrillenverkäufer, die dich in endlose Gespräche verwickeln, während dich seine Kumpels unbemerkt ausrauben. Heutzutage wimmelt es von merkwürdigen Typen mit Metalldetektoren, die den Strand nach Gegenständen, bevorzugt münzenählicher Natur, absuchen, welche den Gästen aus der Badehose fallen. Die Aliens, schon damals eine High-Tech-Kultur, sonst wären sie nicht gekommen, schicken Drohen los, um das Gelände nach brauchbaren Bodenschätzen abzusuchen.

Derweil laufen dem Kommandanten ein paar prähistorische Kapuzineräffchen über den Weg und er natürlich sofort der Souvenirjäger. Er denkt an seine Rasselbande zu Hause, wie die sich über die Tierchen freuen würden. Er lässt sie einfangen und weiß, sollten die niedlichen Viecher die Heimreise nicht überstehen, landen sie halt im Museum.

Der Geologe meldet erste, drohnale Ergebnisse, äußerst interessante Bodenschätze, wie Gold, Platin, Diamanten oder was weiß ich. Das ganze passiert natürlich nicht an einem einzigen Tag, ich verdichte bloß, um den Leser nicht mit unnötigen Beschreibungen zu langweilen. Man setzt computergesteuerte Bagger ein, die das Areal großflächig abtragen. Allein, die Preziosen sind mit den handelsüblichen Maschinen nicht so locker aus den Erdreich zu pulen, weil praktisch nur in homöopathisch kleinen Dosen vorhanden. Zum Glück hat man billige Arbeitssklaven dabei, die man im hinteren, unbequemen Teil des Mutterraumschiffs für die Drecksarbeit bereithält. Sie werden runter geflogen.

Nun beginnt das große Schuften. Kommt dir bekannt vor?

Du darfst den Alterungsprozess nicht vergessen, dem die Aliens auf der Erde ausgesetzt sind, und der in dieser Form in den Weiten des Weltraums nicht existiert. Bei Estée Lauder und anderen Herstellern von Anti-Aging-Produkten denkt man bereits darüber nach, die Kundinnen künftig in den Weltraum zu schießen, um das ungewollte Altern zu vermeiden. Zum plötzlichen Altern kommt bei den Sklaven unerträgliche Hitze, Staub, Ungeziefer, schlechte Kost (weil „Essen auf Shuttle“ gab’s aus Energiekosteneinsparung nicht), kurz: die Expedition ist alles andere als ein Honiglecken. Es wir gejammert, geflucht und gestöhnt, dass du glaubst, das ganze Spektakel fände in Deutschland statt.

Dann, irgendwann, das entscheidende Ereignis. Die Sklaven, von den Anstrengungen gezeichnet, sind am Ende ihrer Kräfte, kollabieren reihenweise, kippen um wie Fliegen, extraterrestrisches Burnout sozusagen. Sie meutern, verweigern ihren Dienst, einige haben sich im Dschungel abgesetzt. Die Mission steht vor dem Scheitern.

Erst jetzt, praktisch mit dem Rücken zur Wand, entschließt sich der Kommandant zu einem ungewöhnlichen, weil außergewöhnlichen Schritt. Eigentlich dürfte er nicht … Was heißt schon eigentlich, wenn die Hütte brennt. Wo kein Richter, da kein Kläger, oder umgekehrt, der Heimatplanet ist Lichtjahre entfernt und mit sich selbst beschäftigt, also, die Funkverbindung wird rasch gekappt. Ein letzter, kurzer Pieps, dann Funkstille.

Jetzt ist ER der alleinige Boss. Mit einem Überraschungsbesuch der galaktischen Ethikkommission, die seine Pläne noch durchkreuzen könnte, ist sowieso nicht zu rechnen, weil eben typisch überbeschäftigter Beamtenapparat mit heillos überalterter Raumschiff-Flotte. Deren neueste Gesetze und Verordnungen kommen nicht selten erst Jahrtausende nach ihrer Verabschiedung beim Adressaten an.

Apropos Zeit: wie lange sind die Aliens nun schon auf Erden? Jahre? Jahrzehnte? Jahrhunderte? Man weiß es nicht.

Diese meist aufrecht gehenden Primaten, krass behaart, dumm und übel riechend, hat der Kommandant seit der Landung im Visier. Nicht, dass er deren Weibchen besonders reizvoll findet, aber in der Abenddämmerung, musst du verstehen, wird selbst ein Kommandant, gerade in einem fremden Sonnensystem, ein bisschen melancholisch und sucht die Ablenkung weitab seiner verantwortungsvollen Tätigkeit. Da haben wir sie wieder, die unheilvolle Vermischung des Privaten mit dem Geschäftlichen.

Nun ja, willig sind sie. Liegt’s an seiner Überlegenheit, liegt’s am Reiz des Neuen? Er weiß es nicht. Versehentlich ist mal das eine oder andere Männchen bei seinen Orgien mit dabei, was natürlich die Mannschaft niemals erfahren darf, weil Diskretion oberste Kommandantenmaxime. Doch grundsätzlich, würde ihn ein Meinungsforschungsinstitut befragen, würde er sagen, die Weibchen stünden ihm schon näher. Besonders die jüngeren sind von einer Akrobatik, die verblüffend ist, wo hingegen bei ihm zu Hause, na ja …

Das Gelingen oder Scheitern der Mission liegt in seiner Hand. Ein jeder Vorstandsvorsitzende, der ein paar Tausend Beschäftigte entlässt, hat eine Mission zu erfüllen: Kosten runter, Gewinn und Umsatz rauf. Nicht weniger als das Überleben des eigenen Heimatplaneten steht für den Kommandanten auf dem Spiel …

ER testet noch mal die Weibchen durch, durch und durch im Sinne des Fortschritts und der Wissenschaft, er will keinen Fehler machen. Mit der letztendlich übrig gebliebenen Liebligsdame fährt er hoch zum Mutterraumschiff, jetzt praktisch sein privates Liebesnest. Der Eingriff, verspricht ihm der Doktor und beugt sich über die Primatin, ist ein klitzekleiner, geradezu harmlos, bisschen Genmanipulation, bisschen DNA-Verschiebung, bisschen Hirn. „Bloß nicht zu viel“, sagt der Kommandant, „sie sollen arbeiten, nicht sich amüsieren oder intelligent sein.“

Prompt wird die Primatin schwanger. Der Kommandant zittert ein wenig vor dem Resultat, einerseits der stolze, werdende Vater, andererseits will er sich nicht lächerlich machen vor der Mannschaft, falls sich das Neugeborene als galaktischer Rohrkrepierer erweist. Und dann: der Junge, der das Licht der Welt erblickt, ist dem Kommandanten wie aus dem Gesicht geschnitten. Ganz der liebevolle Papa, ist der Kommandant sogar dabei, als das Knäblein seine ersten Worte spricht: Adamus …

Der Kommandant mit Herz lässt für seinen Adamus sogleich ein Schwesterchen klonen und verspricht den beiden das Paradies auf Erden, solange sie keine Dummheiten machen. Ihre einzige Aufgabe ist die Reproduktion der eigenen Art. Ein klasse Job, den auch hierzulande und nicht nur hierzulande so manche mit Handkuss annehmen und zu ihrer einzigen Beschäftigung machen. Der Rest der Geschichte ist einigermaßen bekannt.

Bevor du mich nun der Gotteslästerung bezichtigst: der Ösi glaubt an Gott, an den Schöpfer des Universums, und also in letzter Konsequenz auch den Schöpfer des Menschen. Aber im vorliegenden Fall hat unser Kommandant maßgeblich seine Finger, pardon, seinen Finger mit im Spiel.

Wenn du dich immer schon gefragt hast, warum die Aliens in den Ösi Postings ziemlich menschenähnlich wirken, hier die Antwort: nicht die Aliens sind menschenähnlich, sondern wir sind außerirdisch …

20 Gedanken zu “Die Entstehungsgeschichte der Menschheit

  1. Die nachfolgenden Generationen bezeichnen den Kommandanten quasi als Gott. (… der er freilich nicht war)

    In der ägyptischen, griechischen und was weiß ich welcher Mythologie wimmelt es von (oft menschenähnlichen) Göttern. Wir lächeln milde darüber, anstatt diese Geschichten ernst zu nehmen, sowie den Rest ihrer Überlieferungen auch …

    Die Bibel enthält ebenfalls permanent Stellen, die wir ins Reich der Märchen hinüber deuten, bloß weil uns manche Ereignisse abgefahren und unglaubwürdig erscheinen.

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  2. Aber was tust du, wenn man dich ernst nimmt?
    Soll ja auch mal vorkommen …:))
    Bist du dann so eine Art Petrus und begründest die neue Alien-Religion? Ich würde mich freiwillig als hohepriesterin oder sowas melden, ehrenamtlich sozusagen, naja, nö, warum sollte ich nicht auch Geld dafür nehmen? Der Papst kann jedenfalls ganz gut davon leben!

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  3. Mich nimmt keiner ernst.

    Die Stelle der Hohepriesterin ist im übrigen gerade frei. Und gutes Geld gibt’s obendrein, in Form einer Erfolgsprovision.

    Ob wir nun eine Religion gründen oder bloß eine neue Partei müssen wir noch diskutieren …

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  4. Ok, ich mach das – aber wie bitte wird der Erfolg gemessen?

    Ich finde eine Religion cooler, Parteien werden ja derzeit dauernd gegründet, da glaubt
    doch ohnehin keiner mehr dran!

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  5. Gut, dann wird es eben eine Religion. Ist auch sympathischer und nicht so steril wie dieses politische Dingens.

    Jetzt brauchen wir bloß noch Jünger und Jüngerinnen um uns scharren, je mehr desto besser. Über ein funktionierendes Geschäftsmodell können wir, wie’s heute üblich ist, immer noch sprechen, wenn uns mal langweilig wird.

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  6. Auch das ist Schöpfungshöhe – von der Höhe der Alpen herab hat ein Ösi eben den nötigen Überblick, um derartige Abläufe systemisch wahrzunehmen… oder so ähnlich…

    (… eigentlich müsstest du Fan von SG 1 sein: jede Menge Details erinnern daran… im Ernst… – ich meine ja nur… und dass Du das geschrieben hast, obwohl Du diese wirklich speziellen Special Forces nicht kennst, zeigt, dass, was „dran ist“, eben dran ist…)

    (… ich kriege jetzt dieses Bild nicht vor meiner geistigen Brille wech – ein Ösi verkauft im Tibet Nürnberger Rostbratwürstchen… sollte man nicht in der Südsee mehr Kaffeehäuser einrichten…)

    Häff fann!

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