Klingende Hunde

Jetzt, wo sich Herr Ösi zunehmend auf schlüpfrigem Terrain bewegt
natürlich aus der Sicht einer Frau gesprochen
weil Männer, na ja
habe ich mich strikt geweigert
Postings, die nicht meinem Gefühl für Ethik entsprechen
computorisch zu erfassen
das müssen sie schon selber eingeben
habe ich ihm gesagt
das hat mit ihrer Wissenschaft und mit ihrer Kunst nichts mehr zu tun
obwohl ich tunlichst vermied
den Begriff „pervers“ einfließen zu lassen
der mir auf der Zunge lag
hat er mir eine Standpauke gehalten
die ihresgleichen sucht
mein Bernhard-Diener, pardon, mein Bernhard
seines Zeichens Staubsaugerbeutelvertreter
hat sich beim Lesen dieser Postings
wie „Russian Pussies“ und „Beuys’schem Interview“
vergnügt auf die Schenkel geklopft
wie das chinesische Oktoberfestbesucher tun
nach der achten oder zwölften Maß Bier
wenn sie über die ordinären Witze der Einheimischen lachen
obwohl sie kein Wort Deutsch verstehen
Bernhard-Diener, sagt Herr Ösi neuerdings
wenn er von meinem mir angetrauten Manne spricht
gelinde gesagt eine Frechheit
die er von einem seiner Blogfreunde
einem mit dem vorsintflutlichen Namen Dino aufgeschnappt hat
Bernhard-Diener … der soll mir bloß mal über den Weg laufen!
ich bin ein Androide
sagt Herr Ösi
ich bin ein Androide
und fuchtelt mit seinem Smartphone vor meinem Gesicht
weil ich ja noch ein altes Handy nutze
eines mit diesen altmodischen Tasten
vorsintflutlich eben
als ich die App „Soundhound“ mit „Klingende Hunde“ übersetze
schier endloses Gelächter
Herr Ösi erklärt mir die Funktionsweise von Soundhound aufs Genaueste
huscht behände übers Display
und beschwert sich bitterlich
dass die Programmierer beim vorletzten Update vergessen hatten
auf die Besitzer kleinerer mickriger Displays
wie seinem Eltschi P350 Rücksicht zu nehmen
keine Rücksicht auf mein Eltschi
schimpft Herr Ösi
auf mein Eltschi keine Rücksicht
die Soundhound App im Arsch
ganze Herrschaften von Programmierern
haben nur die eigenen Interessen im Kopf
und die gehen an den Bedürfnissen dieser Welt
meilenweit vorbei, meilenweit
als ich in den Kanon des Wissenschaftlers einstimme
dass auf die Benutzer von Technik
meilenweit keine Rücksicht genommen wird
nicht auf die Benutzer vorsintflutlicher Handys
Eltschi User sogar aufs sträflichste vernachlässigt werden
sagt er mir
aufgrund seiner Beschwerde
und aufgrund der Beschwerde anderer Benutzer
hätten die Programmierer besagte Soundhound App
längst auf die mickrigen Displays a la Eltschi angepasst
und so weiter und so fort
während Herr Ösi noch stundenlang über die neueste Technik referiert
denke ich am meinen Bernhard-Diener
seines Zeichens Staubsaugerbeutelvertreter
und denke an all den Schweinekram
den der sich mit seinem neuen Smartphone
in meiner Abwesenheit wieder reinzieht

16 Gedanken zu “Klingende Hunde

  1. Hallöchen,

    was für ein wundervoller Eintrag. Ich habe mich beim Lesen köstlich über diesen Wortwitz amüsiert. Lieben Dank! 🙂

    Irgendwie kam mir automatisch auch Loriot in den Sinn…

    LG Twity-Autor

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  2. Siehste – auch wieder ’n Ritterschlag… ich zitiere dauernd Prof. von Bülow (besonders die längeren Texte wie „Ach.“ usw.), und zu mir sacht nie niemand nüscht in der Art; Alter, was willst Du noch mehr?! Bald kommen die Girls mit den einheitlichen Höschen und schmeißen Blumen (oder gar umgedreht)…

    (… betreffs des, muahaha, Eltschis möchte ich dem Autoren einfach zurufen: selber programmieren… hähä…)

    (… ich wollte hiermit eigentlich nur zeigen, dass ich auch im Fachbereich „Motivationspsychologie“ so was von fit bin… hüstel…)

    Bevor ich es vergesse: ich habe mich auch köstlich amüsiert… hat durchaus seine Reize, so ein Weibchen an der Seite…

    Na ja…

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  3. Ja, Herr Dino, solche Komplimente sind höchst wunderbar, die Bereitschaft, sie freudig anzunehmen, freilich vorausgesetzt. Auch das Fossil wird ja förmlich von Komplimenten zugeschüttet, allein die nagenden Selbstzweifel, die ständig unbegründet in den Vordergrund rücken, und die geradezu unmenschliche Strenge mit sich selbst, sind der hinderliche Knoten.

    Ach …

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  4. Ich werde von Komplimenten zugeschüttet? – Auch ’ne interessante Sichtweise…

    (… Frau riverjessie is‘ ’ne weise Frau, durch Lebenserfahrung, nicht durch Universitätlichkeiten… die hat mehr begriffen als manche diplomierte Persönlichkeit… das hat nix mit Komplimenten zu tun…)

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  5. Wie schon erwähnt benutze ich immer noch das erste in Deutschland vertriebene Android handy auch weil ich die Tastatur perfekt beherrsche. Das Verschwinden der Tastaturen sehe ich kritisch, dieses Thema ist einen eigenen Blogeintrag wert (den ich mir soeben vornehme).

    Auch das mobile Telefon halte ich für eine Fehlentwicklung. Wenn ich die 10-30jährigen mit ihren Kopfhörerstöpseln und kleinen Bildschirmen sehe fürchte ich ein Generation von frühpensionierten Halbblinden und Hörgeschädigten. Deshalb plädiere ich für 5,00 Euro Aufschlag pro Gerät die von den Herrstellern unverzüglich an Renten- und Krankenkassen überwiesen werden sollten.

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  6. Ich bin froh, dass meine Handy nur einen Touchscreen hat. Es wird dadurch vom Gewicht her auch leichter. Zum Erfassen längerer Texte eignet sich ein Handy mit oder ohne Tastatur – aus meiner Sicht – ohnehin nur bedingt. Und die Augen, na ja, ich würde sagen, da sind Displays generell nicht das Wahre. Einen Hörschaden zu vermeiden, lässt sich wohl noch am einfachsten in den Griff kriegen. Da beunruhigt mich mehr, dass eines Tages oder vielleicht schon heute, so ein Smartphone für den einen oder anderen mehr bedeuten könnte als ein Mensch selbst …

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