Grooving grasing Sheeps

„A bissal wos geht imma …“, das weiß ein jeder halbwegs gelernter Ösi, so auch ich.

Wenn einem schon – witterungsbedingt oder aus sonstigen Gründen – nichts Gescheites aus der digitalen Feder fließt – egal – das nette Internet hält unter dem Begriff Multimedia allerlei Spompanadeln bereit, die es einem ermöglichen, selbst bei der größten Schreibblockade, andere mit Sperenzchen zu erfreuen, die man früher nie und nimmer in ein Buch hineindrucken hätte können, so sehr man sich auch bemüht hätte. Oder man hätte zu dem Buch gleich einen Fernseher und einen Videorekorder dazu verkaufen müssen. „Wenn Sie unser Set, bestehend aus Fernseher und Rekorder nehmen, bekommen Sie das Buch zum halben Preis.“ Den Buchhändlern hätte dies, wenn ich mir’s recht überlege, zu einem zweiten Standbein verholfen und wir wären heute um viele Media Märkte, Saturne und um einen Amazon ärmer. Aber wären wir  wirklich ärmer?

Nein, ich möchte an dieser Stelle keine Sinnfragen aufwerfen oder gar Polemiken anstoßen, die ohnehin nicht zu klären sind, sondern ich möchte Ihre geschätzte Aufmerksamkeit auf die Schafe lenken. Es ist noch nicht lange her, da bin ich, die Natur genießend und am Übergewicht arbeitend, an einer Schafherde vorbei geradelt. Erblicke ich eine Schafherde, dann bremse ich mit beiden Bremsen gleichzeitig. Das können Sie mir glauben. Bei Gefahr mitunter auch, aber bei einer Schafherde bremse grundsätzlich mit beiden Bremsen, damit es schneller geht … obwohl da überhaupt keine Gefahr besteht … aber käme ich nicht augenblicklich zum Stillstand, hätte ich das Gefühl, ich könnte was Wichtiges versäumen, weil, obwohl sich in einer Schafherde nicht viel tut, tut sich – genau genommen – in einer Schafherde eine Menge und jeder halbwegs gescheite Gelehrte würde unverzüglich vom geheimnisvollen Schafherdenparadoxon sprechen, welches wir aus Zeitgründen heute vernachlässigen werden müssen. Und wirklich witzig, ich stand noch nicht lange zwecks Beobachtung am Schafherdenrand, als Passanten mich ungefragt ansprachen und mich tatsächlich für den Schäfer hielten. Ich erzählte den wissbegierigen Herrschaften, auf das eine oder andere Tier zeigend, dessen Lebensgeschichte, sprach über seine Stärken und Schwächen, vor allem aber über seine Stärken, redete über die langwierige Berufsausbildung zum Wollelieferanten und dozierte darüber, was ein Schaf im Zeitalter der Digitalisierung im Innersten zusammenhält. Zugegeben: ich war schneller enttarnt als mir lieb war.

So eine Schafherde übt auf seinen Betrachter, also auf mich – und ich kann mir nicht vorstellen, dass es bei Ihnen anders ist – eine u-n-g-l-a-u-b-l-i-c-h-e Ruhe aus. Die Zeit, wie hektisch sie auch immer ist, steht während einer Schafherdenbeobachtung gewissermaßen still. Sogar das Universum mit seinen ständig ziellos herum sausenden Meteoriten gönnt sich eine kurze Auszeit.

zzzzz … wir meditieren … zzzzz

Warum eine ausgiebige Schafherdenbeobachtung per Rezept bis heute nicht von Ärzten verschrieben wird, um den rasenden Wahnsinn der Welt zumindest kurzzeitig Einhalt zu gebieten, weiß kein Mensch. Jenen armen Geschöpfen, die eine Schafherde nur vom Hörensagen oder aus mittelmäßigen Horrorfilmen kennen, ist nachfolgender Film gewidmet. Schafherdenadepten übrigens auch.
Die wie immer selbst komponierte Musik kann bei Bedarf stumm geschalten werden. Muss, NEIN! sollte aber nicht. Die Mucke groovt goovig und weist  gleichzeitig jene Ecken und Kanten auf, die ein jedes einzelne Schaf auszeichnen … Der Regisseur bestätigt, dass zur Filmmitte während des energischen Auftritts des zur Herde gehörenden Schaf-Schäfer-Hundes, welcher aus dem absoluten Nichts zu kommen schien, kein Tier zu Schaden kam.

Määäh ….

23 Gedanken zu “Grooving grasing Sheeps

  1. Lieber Herr Ösi,
    Sie sind nicht nur kreativ, siondern auch ausgesprochzen vielseitig! Texte, Bilder, Filme, Musik und Apps. Die Schafe wurden ja schon in der Sheep and Rain App vorgestellt, und nun kann man hier bei Ihnen rezeptfrei mit den Schafen entspannen. An einer Stelle waren die Filmszenen so perfekt, als hätte man sich vorher was eingeworfen. Auch das kann man sich nun sparen.
    Auch ich habe ein ganz enges Verhältnis zu sheeps! Dieses doppelte „ee“ ist etwas ganz Besonderes, welches ich sogar in großer Form „EE“ in meinem KFZ- Kennzeichen trage: H-EE xxxx
    Wir Menschen sind den Schafen ja auch sehr ähnlich!
    Schon Ethan Lima sagte:
    Humans are like sheep
    I think
    For when the dog of conformity barks
    We all get back in line.
    So gesehen sind Sie ein ausgezeichneter Schäfer! Sie haben ihre Schafe „im Griff“ 😉
    Gruß Heinrich

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    • Lieber Herr Heinrich!
      Ich hätte jetzt vermutet, dass Sie mit einem Ihrer technischen Geräte über die Schafherde fliegen und eine Zählung der Tiere vornehmen. Ich habe auch schon vergeblich versucht, die genaue Anzahl zu bestimmen, bin dann beim zählen aber immer wieder eingeschlafen …. 🙂
      Herzliche Grüße aus dem Traumland
      Mallybeau

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    • Lieber Herr Heinrich,

      danke schön. Insgeheim frage ich allerdings, ob ich mich – unterm Strich – in den letzten Jahren nicht zu viel mit Schafen beschäftigt habe. Es gibt jedoch Situationen, die diese Affinität zu diesen Tieren durchaus rechtfertigen, wenn wir zum Beispiel das Thema Entspannung und und Meditation erörtern. Da kommen wir an den Schafen nicht vorbei.
      Was das doppelte „ee“ in Wörtern betrifft, bin ich ganz bei Ihnen, sie sind speziell … und nur noch zu toppen mit Wörtern, die ein dreifaches „eee“ aufweisen, wie zum Beispiel: der Seeelefant.
      So einem Seeelefanten, der zu Lebzeiten auf den Namen Mike hörte, hatte ich bereits anno 2009 unter dem orthographisch kreativen Titel „Säääläfant“ einen Nachruf gewidmet.

      Wie schön, dass wordpress nichts vergisst … 🙂
      https://oesiblog.wordpress.com/2009/08/06/saeaeaelaefant

      Herzliche Grüße
      Herr Ösi

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  2. Im Schaf-Schlaf-Labor

    Präsentation eines Schaf-Schlaf-Videos für Großstädter.
    Veranstaltung kostenlos.
    Eintritt: 5 Euro.
    Besucher aus urbanen Großmetropolen von New York bis HongKong haben auf den handgeschnitzen Eichenlaubstühlen im Vorführraum Platz genommen.
    Professor Dr. Schiepinger löscht das Licht und drückt eine handliche VHS-Kassette aus den 90er Jahren in den dazugehörigen Videorekorder. Klick klack … play gedrückt … ein grooviger Sound wabert durch den Raum. Auf dem bauchigen Röhren-Fernseher der Marke Grundig erscheint eine Schafherde. Gemütlich flanieren die gefräßigen Wollträger über eine Grünfläche, genießen das Picknick im Freien. Ein Hund namens Bello begleitet die rasenmähende Herde. Bello weil mittelgroßer Hund. Fifi hieße er, wenn Handtaschengröße. Und Hasso wenn Schäferhund. Aber dies nur am Rande.
    Und von eben diesem Rande, vom rechten Bildrande wackelt ein Schaf daher, im Schatten hält es der Betrachter für das klassische schwarze Schaf, welches jedoch allen Unken-oder Schäferrufen zum Trotz kein Außenseiter ist. Sondern gekonnt den Beat der kongenialen Schäfer-Melody aufnimmt und schlafwandlerisch sicher wieder rückwärst läuft. Vor zurück. Vor zurück. Vor zurück. Das sollen ihm die weißen Rasenmäher erst einmal nachmachen.
    Egal ob durch ein Fischauge betrachtet, als Jogger am Wegesrand oder eine verzerrte Linse gesehen, die Schafe grasen und grasen und grasen. Und der vorausschauende Betrachter sieht bereits hunderte von Pullovern mit Rollkragen bei den Auslegewaren im Kaufhaus liegen. Freilich ohne Schafgeruch. Von Herrn Hund fein säuberlich zusammengelegt und eingetütet. Fertig zum mitnehmen für kalte Wintertage.
    Und noch immer spielt die Musik. Und noch immer grasen die Schafe. Und noch immer sitzen die Großsstädter auf den Eichenlaubstühlen … und sind mittlerweile eingeschlafen. Das Werbevideo von Herrn Schiepinger, hier einige Deluxe-Pullover an den Mann und die Frau zu bringen schlug leider fehl. Die Käufer sind vom vielen Schäfchenzählen eingeschlafen.
    Untermalt von der entspannenden Musik scheint hier wohl eher Herrn Ösi ein Meisterwerk gelungen zu sein, in dem er Dank seiner Musik und den hungrigen Schafen den gestressten Großstädtern endlich wieder schlafende Nächte beschert. Wohlgemerkt nicht gähnender Langeweile geschuldet, sondern aufgrund gekonnt subtiler Unterbringung wichtiger Gemütlichkeitsfaktoren, die einen die Hektik und den Alltag schnell vergessen lassen, so Herr Schiepinger in einem kurzen Statement, nachdem auch er aus seiner Tiefschlafphase wieder erwacht ist.
    Und getreu dem Motto: „Nanu, Sie können heute Nacht nicht schlafen? Dann gehn Sie rasch zu Ösis Schafen.“ sind die VHS-Kassetten mit Herrn Ösis Film schnell ausverkauft. Zu dumm, dass heutzutage kaum mehr jemand einen VHS-Rekorder besitzt. Wenn einem dies nun keine schlaflosen Nächte bereitet 🙂

    Lieber Herr Ösi!
    Einen ganz herrlichen Text inklusive Musik und Film haben Sie hier abgeliefert. Ich bin natürlich überhaupt nicht eingeschlafen und habe mich wie immer an Ihrem Gesamtkunstwerk erfreut. Als Schäfer einer solch wunderbaren Schäfle-Herde könnte ich Sie mir im Übrigen hervorragend vorstellen. Wer zwei so liebenswerte Mäuse wie Didi und seinen Kumpel zu Hause hat, der kann mit Sicherheit auch mit hunderten von grasenden Wollpullovern hervorragend umgehen. Die einzelnen Lebensgeschichten der Tiere würden mich ebenfalls sehr interessieren, werden die Schafe doch meist als dumm abgetan. Hier gilt es den Status Schaf eindeutig mal etwas aufzupolieren. Ich bin mir sicher, dass es nicht lange dauern wird, bis ein Buch, eine Film, eine CD, ein Wollpullover und vieles määäähr im Handel erhältlich sein wird. Ich kaufe selbstredend alles!
    Die Almtiere und ich haben in jedem Falle mit Genuss gelauscht und betrachtet …. chrrrrrrr….

    Herzliche Grüße
    Mallybeau … ein Schaf, zwei Schafe, drei Schafe, …

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    • Liebe Frau Mallybeau,

      vielen Dank für die Blumen … äh … für die schmackhaften Gräser.
      Die industriellen Erbsenzähler, speziell die heimischen Exemplare, sind nun, nach Umstellung auf Schäfchenzähler, endlich wieder in der Lage, ganze Nächte unbeschwert durchzuschlafen. Ein Blick in ihre Excel-Statistiken hat speziell in der Rubrik „Getrickster Abgaswert“ immer wieder für ein böses Erwachen gesorgt. Das hat nun ein Ende. Weil wir das CO2 neu bewerten … gähn müssen.
      Die Gräser, wie wir wissen, ernähren sich gern vom CO2, ist ja für so einen Grasmagen auch ziemlich schmackhaft, die Schafe wiederum lieben Gräser, der Mensch wiederum ernährt sich von … nein, ich esse keine Schafe, obwohl ich alles andere als ein Vegetarier bin … der Mensch wiederum benötigt das Schaf für die Wolle, die umgearbeitet in den wärmenden Pullover einfließt, den wir in der Kälte benötigen, um nicht zu erfrieren. Andernfalls, wenn wir arg – weil ohne Schafwollpulli herumlaufend – frieren, wir uns noch mehr in die Wolle kriegen als wir es sonst tun.

      Die Automobilindustrie hat umgehend all meine VHS Kassetten aufgekauft und einen neuen Slogan kreiert:
      Bau ich ein Automobil
      schlaf ich ganz viel
      träum im Schlaf
      meist vom Schaf
      waberndes CO2
      hilft mir dabei

      Meine Bewerbung, den neuen Slogan für die Industrie visuell und akustisch umzusetzen, lief bis jetzt ins Leere. Sogar die Damen in den gähn Telefonzentralen der Konzerne scheinen zur Zeit in eine Art Dornröschenschlaf gefallen zu sein …

      Herzliche Grüße und, weil schon wieder Freitag, ein wunderschönes Wochenende 🙂
      Herr Ösi

      Herr Ösi: Feierabend und Wochenende!, Frau Saftschubse, gehen wir …
      Saftschubse: zzzzzzzz

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  3. Ein neues Wort gelernt,“Spompanadeln“, und mich köstlich amüsiert, lieber Herr Ösi. Wäre nach Anschauen des formidablen Videos, besonders hat mir das tanzende Schaf gefallen, aber noch interessiert am “ Schafherdenparadoxon.“

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  4. Da wir hier nun eine prima Anlaufstelle für Schafnachrichten aller Art gefunden haben, erreichte Dr. Schiepinger vor kurzem eine Eilmeldung, mit der der Status „dummes Schaf“ mit Sicherheit ein für allemal aufgehoben sein dürfte:

    Soeben wurde aus Neuseeland berichtet, dass bei starkem Hochwasser eine flüchtende Schafherde als rettendes Fortbewegungsmittel für völlig erschöpfte, beinahe ertrunkene (nicht BEtrunkene!) Hasen diente. Wenn dies kein vorbildliches Verhalten ist.
    Demnächst wird es also vermutlich auch Bundesverdienstkreuzschafwollpullover geben. Mäh! 🙂

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  5. Lieber Herr Ösi, ich würde zu gerne Ihr Video ansehen. Mit seiner Hilfe aus dem Sommerloch krabbeln. Auch mag ich Schafe. Aber ich neige zum zählen und habe Angst im Büro einzunicken.
    So bedanke ich mich für den (heimlich gelesenen) Text und Grüße

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    • Liebe Mitzi,
      da haben Sie ganz Recht getan, das Video nicht zu schauen. Obwohl der Büroschlaf bekanntlich der gesündeste ist, scheinen speziell Münchner Firmenchefs von seiner heilsamen Wirkung noch nicht überzeugt zu sein. Gut Ding braucht eben Weile … 🙂

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  6. Dieser musikalisch ausgefeilte tiefe Einblick in die Gedankenwelt eines Schafes, das unbeirrt immer im Rhythmus der wogenden Wiesengründe bleibt, lässt einfach nicht mehr los. Kein Wunder dass der Beruf eines Schäfers nur für wenige geeignet ist.

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  7. Lieber Herr Ösi, danke für diesen Beitrag, in dem ich mich teilweise wiederfinde. (Auch ich hätte vor allem über die Stärken gesprochen.) Medien berichteten über den Zusammenhang zwischen Schafen, Magnetfeldern („…ziehen Schafe an“, Welt.de am 26.08.2008), und Hypnose (jawoll: http://ze.tt/diese-schafsherden-von-oben-werden-dich-hypnotisieren/). Leider alles nicht von mir, aber unnützes Wissen gebe ich gerne weiter.

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    • Der Blick von oben auf die Schafe sieht faszinierend aus. Unwillkürlich habe ich sofort an unzählige Weinkorken gedacht, die durch eine Art Nadelohr müssen … Die Wirklichkeit jedoch belehrt uns eines besseren …
      Vielen Dank für die wunderbaren Hinweise.

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