Herbst

Herbst
oh Herbst
verwirrt und verdattert
vorm Regal ich steh
und was ich seh
ja verflixt
und zugenäht
und so weiter
was ich seh
ist nicht
was ich will seh’n
Sie verstehn?
Ich: Supermarkt-Regal-Einräumfrau!
noch einmal
zum Kuckuck
Supermarkt-Regal-Einräumfrau!!
(sie = überall nur nicht da wo man sie braucht)
Supermarkt-Regal-Einräumfrau!!!
wohin ich schau
ich kann’s nicht finden
ich werd nicht schlau
Äh … Sie suchen?
(besagte Dame tritt aus dem Regal)
Lebkuchen!
Lebkuchen?
Ja, Lebkuchen
dieses süße kräftig gewürzte haltbare Gebäck welches in vielfältigen Formen und Variationen vorkommt in vielen Kulturen ein fester Bestandteil des na Sie wissen schon und insbesondere insbesondere! auf Jahrmärkten und auf Volksfesten sich einer langen Tradition erfreut ein Teil der lokalen Backkultur wovon verschiedene geschützte Herkunftsbezeichnungen zeugen wie beispielsweise …
Lebkuchen? Wir haben erst August
als hätt ich selbst
es nicht gewusst
Klimadingens
sage ich zu der Guten
die Zeit sie läuft
ich muss mich sputen
die Weihnachtsgans zum Nikolaus
das macht den Menschen gar nix aus
der Osterhas zum Jahreswechsel
verstehen Sie mein Wortgedrechsel?
Sommerschlussverkauf im März
fassen Sie sich mal ein Herz
Ozonloch ganzjährig
na gut reimt sich nicht
die Verschiebung der Jahreszeiten
in des Universums Weiten
erfordert wohlschmeckenden Lebkuchen
pünktlich zum Herbstbeginn
also im August
ansonsten schieb ich Frust
Genießen Sie des Sommers Lust im Garten
auf Ihren Lebkuch‘ müssen Sie bis September warten

(sprachs und verschmilzt augenblicklich mit dem Regal – egal)

HoHoHo
der Laubsauger
macht uns froh ho ho
scharrt bereits mit den Hufen
hat mächtig Sprit
es ist der Hit
der ihn befeuert
wie bescheuert
übers Jahr
ganzjährig
reimt sich wieder nicht
in sich hinein gesoffen
besoffen voll gefüllt
in Reih und Glied
singt er ein nein sein … äh Lied
mit seines gleichen
stellt er die Weichen
für das anstehende Geknatter
ratter ratter ratter
steht voll im Saft
das gibt ihm Kraft
in voller Blüte
du meine Güte
+ will nur eins
h-i-n-a-u-s
hiii naus
hinaus
in die Natur
Mensch & Tier
mit vollendet lieblich Klang erfreuen
wird er sich niemals never scheuen
Herbst
oh Herbst
wie mag ich dir
heut und hier
und generell
flink und schnell
er ist gekommen
im Eilschritt hat er übernommen
das Regiment
in dem Moment
als der Sommer macht sein Päuschen
setzt sich hin – verzehrt ein Jäuschen
der Herbst von hinten
er schleicht sich an
und dann und dann und dann … und dann
schlägt er unvermittelt zu
vorbei ist sie die ruhige Ruh
hat der Sommer erst verloren
tut der Herbst wie neugeboren
von Null auf plötzlich wird es kalt
du drehst die Heizung auf
du fühlst dich alt
an Kälte denkst du und an Rilke
das Haus bleibt dir erspart und auch die Silke
jetzt auf Kunst und Dichtung konzentrieren
vielleicht sogar ’nen Reim probieren
in Vers und Dichtkunst dich versuchen
du schafft es – Pustekuchen
das Jahr es neigt sich
es ist so weit
der Herbst ist eine Jahreszeit

23 Gedanken zu “Herbst

  1. Gerade noch rechtzeitig – ein Herbstgedicht, wie überaus erfreulich!

    Meine erste Amtshandlung am Tag des heurigen Herbstbeginns war der Erwerb einer Riesenpackung schokoladeüberzogener Lebkuchenfiguren. Weil ich sonst immer zu spät dran war und über die mickrige Auswahl lästerte. Und was soll ich sagen … noch immer fühle ich mich immens erleichtert, wenn ich die Schachtel anschaue, deren Inhalt vermutlich wieder erst freigegeben wird, nachdem die Lebkuchensaison vorüber ist. Irgendeine eiserne Reserve braucht ja jeder Haushalt …

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    • Ich habe in den letzten Wochen schon 5 Packungen Lebkuchen verzehrt, weil die ab September in den Regalen stehen und nur darauf warten, mitgenommen zu werden.
      Für die eiserne Reserve habe ich Thunfisch in der Dose, der ungeöffnet bis 2022 haltbar ist.
      Lebkuchen länger als eine Woche aufzubewahren halte ich für nicht haltbar … 🙂

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  2. „Silke, Silke“, ruft Herr Rilke.
    Geh, lauf doch zum Supermarkt dort drüben,
    ich brauche Nelken, Zimt und Rüben.
    „Das mach ich doch sogleich geschwind sofort“,
    spricht Silkilein und ist schon bei dem Supermarkte dort.
    Eifrig stöbert sie nach Nelken, Zimt und Rüben,
    doch sie findet nichts,
    sowohl wie hüben als wie drüben.
    „Frau Supermarkt-Regal-Einräumfrau, sagens mir, wo sind denn gar die Rüben, Nelken und der Zimt?“
    „Ja liebe Silke, die hab ich fortgeräumt geschwind“.
    Das gute Mädel starrt entsetzt sie an
    und fragt, warum sie das denn gar getan.
    Lachend spricht die Supermarkt-Regal-Einräumfrau geschwind
    zu dem Kind:
    „Ja liebe Silke,
    ganz von gestern ist der alte Rilke.
    Der Herr Ösi ist jetzt angesagt,
    den ein schrecklich Hunger plagt.
    Mit Lebkuchen tu ich füllen die Regale,
    damit er hat ein köstlich Mahle.
    Denn er muss gewappnet sein
    für die schröcklich Laubsaugereien,
    die nun warten auf uns draußen
    und ein jedem kommt das Grausen.
    Also laufe zu Herrn Ösi rasch im Trab
    und liefre das Gebäcke dort schnell ab.
    Jetzt spute dich, auf, auf, marsch, marsch,
    sonst versohlt der Rilke dir den Arsch!“

    Lieber Herr Ösi!
    Ich hoffe, die gute Silke hat brav die Lebkuchen bei Ihnen abgeliefert. Für Ihr bravouröses Herbstgedicht muss man sich schließlich mit ausreichend Gebäck verwöhnen.
    In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen wunderschönen Wochenbeginn und guten Appetit mit den poetischen Lebkuchen 🙂
    Herzliche Grüße
    Mallybeau

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    • In der oesiblog Redaktion bei einer Flasche Sauvignon Blanc.

      Rilke: Tun Sie alles und wenn’s sein muss … schleimen
      aber Obacht, der Text, er soll sich reimen.
      Herr Ösi: So hab ich das nie gesehen
      doch ich kann Sie gut verstehn.
      Rilke: Text und Inhalt sind egal
      die meisten Leser sind banal.
      Herr Ösi: Welch ein Unglück, welch ein Skandal!
      Rilke: Ja, es ist schon abnormal.
      Herr Ösi: Habe Leser aus dem Wuppertal
      belesen witzig und real
      die fänden es als eine Qual
      beim oesiblog ’nen Unsinn lesen
      denn dann wär’s um mich gewesen.
      Rilke: Prost! Ach, wie lieb ich Ihren edlen Weißen.
      Herr Ösi: Den nicht trinken, sondern beißen.
      Wie sagte dereinst schon Hans Moser
      der Wein, er macht das Mundwerk loser.
      (Kunstpause)
      Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
      Rilke: Der Text ist alt, verbraucht und schwer.
      Herr Ösi: … und auf den Fluren lass die Winde los.
      Rilke: Ich behalt sie lieber in der Hos …
      denn fürchterlich wie meine stinken
      Sie mich aus dem Hause winken.
      Wie gern hätte ich diesen Satz geschrieben
      doch … bin immer seriös geblieben.
      Ferkeleien und Schweinereien
      tät man einem Rilke nie verzeihen.
      (Ding Dong Ding Dong)
      Herr Ösi: Läutet’s draußen an der Tür
      kann Herr Ösi nix dafür.
      Rilke: Käme dieser Reim von mir
      ach, was gäbe ich dafir.
      Herr Ösi: Ihre war’n ja auch nicht schlecht
      und das mein‘ ich erst und echt.
      Damals ohne Internet
      ging der Schreiber früh zu Bett
      statt zu lesen Kommentare
      raufte er sich seine Haare
      träumend dichtend in den nächsten Tag
      von Hand geschrieben, welch eine Plag.
      En vogue waren damals Sonnenuhren
      heute sind es Fahrradtouren
      Staatszensuren und Dating Agenturen.
      (öffnet die Tür)
      Herein spaziert, das Fräulein Silke
      darf ich vorstellen: Rainer Rilke
      Silke: Herr, es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
      Rilke: Hab ich geschrieben. Was war da bloß mit mir los?
      Silke: So was kann schon mal passieren
      tut wir die Worte überstrapazieren
      vergisst man dann zu korrigieren
      kann für was G’scheites keiner garantieren.
      Rilke: Sollt ein Dichterseminar ich absolvieren?
      Herr Ösi: Das könnten Sie ruhig ausprobieren.
      Oder: mit dem oesiblog Reim-O-Mat
      wird selbst Ihr G’schreibsel niemals fad.
      Silke: Dürfte ich von Ihrem köstlich Weißen …
      Herr Ösi: Nur nicht trinken, sondern beißen.
      Wie ich seh, kommen Sie von dort drüben.
      Silke: Bringe allerlei Nelken, Zimt und Rüben.
      Haha! Bevor Sie mich nun gleich verfluchen
      es ist Herbst und ich bringe den Lebkuchen!
      Ein festlich Prosit auf die Herrn
      summer is over … so hab ich’s gern.

      Liebe Frau Mallybeau,
      einmalig und originell wie immer präsentieren Sie Ihr köstliches Herbstgedicht und während dieser leicht betrunkene Rilke über banale Leser lästert – die, wenn nicht über seine Dichtkunst hinausgekommen, tatsächlich als banal zu einzustufen sind – ist die tapfere Silke mit einer Ladung Lebkuchen bei uns eingetroffen. Beim zweiten Glas mir zu Fersen, spricht lallend fröhlich sie nur in Versen.
      Ach, diese Kalorien! So schnell hat man den Winterspeck oben, wenn man sich nur ein bisschen Mühe gibt.

      Herzliche Grüße und einen schönen Feiertag 🙂
      Herr Ösi

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      • Wie wunderbaaa, wie wunderbaaa
        die Silke, sie ist endlich da.
        Und hat gebracht den Lebkuch fein
        den man sich stopft zum Munde rein.
        Ganz angetan sind wir nun ob der Ösi-Reimereien,
        der Schrödinger er fragt, ob sie vom Rilke gar verfasst wohl seien.
        Ich verneine ganz empört, schließlich hier ein jeder auf des Ösis Dichtkunst schwört.
        Drum fort mit Rilkes Sammelband
        sonst kriegt den noch ein Dummkopf in die Hand.
        Währenddess kauft Silke weiter Lebkuch ein, damit im Ösiblog herrscht wohlig Sonnenschein 🙂

        Wohl bekomms, lieber Herr Ösi und ebenfalls einen genussreichen Feiertag 🙂

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  3. Ach ja, der Herbst – ich bin entzückt,
    wie gernH err Ösi ihn verdrückt:
    Lebkuchen, diesen leck´ren süßen!
    Man muss ihn frühzeitig genießen!
    Man stell´sich vor, dass man früh stirbt,
    der Lebkuchen im Schrank verdirbt.
    Drum futtert Lebkuchen beizeiten
    bevor die Erben sich drum streiten.
    Herr Ösi – uns ein Vorbild ist,
    weil den Lebkuchen er jetzt schon isst.

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    • Danke schön, lieber Lo
      denn nun bin ich wirklich froh
      dass Sie es genau so sehen
      man muss die Sache bloß verstehen
      müssen wir mal früher „gehen“
      was natürlich kann geschehen
      streitet sich die Erben-Meute
      heftig um des Verblich’nen Beute
      DOCH: ist der Lebkuchen bereits verzehrt
      weiland die Geschichte lehrt
      stehen die Erben ziemlich dumm
      sich fragend dann im Kreis herum …

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    • Danke für das Lob. Am Marzipan-Nougatbrot gehe ich mit geschlossenen Augen vorüber, denn, so gut es schmeckt, rechne ich mir vor, wie viele Lebkuchen ich dafür verzehren kann, um kalorienmäßig Einstand zu erzielen …

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  4. Lieber Herr Ösi,
    ich dacht‘ mir schon, Sie werden’s richten,
    denn ich kann ja gar nicht dichten.
    Mein Hahn der tropft noch immer,
    es ist ganz nass im Zimmer.
    Ist die Dichtung erstmal hin
    macht alles keinen Sinn.

    Gruß Heinrich

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    • Lieber Herr Heinrich,

      tropft Ihr Hahn das Zimmer nass
      ist es freilich aus mit Spass
      ich würd ihm den Hals verdreh’n
      damit die Flausen ihm vergeh’n
      und verdonnern ihn zum Dichten
      bin ganz sicher: Sie werns schon richten 🙂

      Gruß
      Herr Ösi

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    • Gammelt Müll im Winterzelt
      meint man oft das Rinterzelt
      isst beim Schnitzelwirt man Rinter
      steckt ab und zu ein Rind dahinter
      ob Müll oder Schnitzel – einerlei
      sie sind Jahreszeiten frei

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  5. Ich erspare Ihnen einen gereimten Kommentar. Denn nicht alles was sich reimt, ist gut. Auch wenn Pumuckl das behauptet.
    Hier aber Herr Ösi, finden sich sehr hübsche Zeilen. Wie könnte man an den Herbst denken ohne gleich den Laubbläser im Kopf zu haben.

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