Herr Ösi überquert einen Zebrastreifen und winkt …

An und für sich ist es nichts Besonderes, einen Zebrastreifen zu überqueren. Millionen von Menschen machen es täglich vor. Der Prozentsatz derer, die eine Straße abseits vom Zebrastreifen überqueren, ist deutlich größer als … aber kommen wir nicht ab vom Thema. Vermutlich wird es Sie wenig jucken zu erfahren, dass München am 8. Juli 1952, an einem herrlich sonnigen Sommertag, zwölf Zebrastreifen erhielt und ich hätte mir sparen können, dies zu erwähnen.

Interessant wir es allerdings, wenn einer über den Zebrastreifen geht und winkt.

Zeitgeschichtliche Dokumente, die das Ereignis zum ersten Mal belegen, fehlen. Dennoch gehen wir davon aus, dass es deutlich nach dem 8. Juli 1952 gewesen sein muss.
Gesichert ist, dass Paul McCartney am 24. Juli 2018 über einen Zebrastreifen ging und winkte. Ja, der große Paul McCartney. Geht Paul McCartney über einen Zebrastreifen, wenn es sein muss über einen x-beliebigen – was er nicht tut – und winkt er gleichzeitig, dann ist das Medienspektakel perfekt. Hunderttausende, wenn nicht Millionen Klicks belegen das epochale Ereignis. Paul McCartney geht nicht über einen x-beliebigen, weil Paul McCartney, wenn er einen Zebrastreifen überquert, ja niemals einen x-beliebigen überquert. Der Mann hat ein Gespür für den richtigen Zebrastreifen. Während wir sagen: „Ich geh mal über den Zebrastreifen, obwohl mir bewusst ist, dass es ein x-beliebiger ist, aber der Laden, in dem ich meine Einkäufe tätige, liegt nun mal auf der anderen Straßenseite“, geht Paul McCartney nie und nimmer über einen x-beliebigen und den Laden, in dem ich meine Einkäufe tätige, meidet er wie der Teufel das Weihwasser. Paul McCartney hat gut Winken, wenn er über den Zebrastreifen geht, weil er den Laden, in dem ich einkaufe, links liegen lässt.

Jetzt sagen Sie vielleicht Plagiat. Herr Ösi überquert einen Zebrastreifen und winkt. Das habe ich schon von Paul McCartney gesehen. Es ist natürlich nicht der Zebrastreifen von der Abbey Road, den ich überquere, weil da nicht der Laden liegt, in dem ich meine Einkäufe tätige, sondern es ist ein x-beliebiger. Aber winken tu ich trotzdem. Oder gerade deswegen. Während ich den Zebrastreifen überquere, winke ich. Das generiert, so hoffe ich, Millionen von Klicks, auch wenn ich nicht Paul McCartney bin oder gerade weil ich nicht Paul McCartney bin. Ich setze auf Altbewährtes. Was bei Paul McCartney funktioniert, kann auch mir zum Erfolg verhelfen. Selbst in Hollywood hat man dieses Rezept erkannt und dreht künftig nur noch Remakes von Remakes von Remakes von Remakes. Man reduziert einerseits das Risiko eines Flops, dem das Neue zwangsläufig ausgesetzt ist, andererseits vermeidet man die Überforderung des Zuschauers, ihm einen Stoff vorzusetzen, den er nicht kennt. Während ich den Zebrastreifen überquere und winke, rechne schnell jene Kosten nach, die dieses Filmprojekt verschlingt. Überschaubar, denke ich, überschaubar. In Hollywood kann man es nicht besser. Sollte der Film dennoch zum Flop mutieren, indem er die gewünschte Anzahl an Klicks nicht erreicht, any way ich kann es mir leisten.

Während ich überschaubar denke und gleichzeitig winke, den x-beliebigen Zebrastreifen hin zum Laden überquerend, in dem ich meine Einkäufe tätige, fällt mir Paul McCartney ein und sein riesiges Vermögen. Wie hat er es verdient? Reicht simples Musizieren aus, einen derartigen Reichtum anzuhäufen? Ich bin skeptisch.
Was, wenn er das Überqueren des Zebrastreifens und das gleichzeitige Winken während dem Überqueren sich hat patentieren lassen?
Was, wenn er seinen Lebensunterhalt damit verdient, harmlose Passanten, die auf dem Zebrastreifen ahnungslos winken, mittels gewiefter Rechtsanwälte abmahnen zu lassen?
Was, wenn die in der Nähe von Zebrastreifen immer zahlreicher montierten Kameras dazu dienen, winkende Fußgänger abzulichten, um sie einer Straftat wegen Verletzung des McCartney’schen Urheberrechtes zu überführen?
Fragen über Fragen.

Egal, ich gehe das Risiko ein – überquere einen Zebrastreifen und winke.

28 Gedanken zu “Herr Ösi überquert einen Zebrastreifen und winkt …

  1. Lieber Herr Ösi,
    ich LIEBE kurze, knackige Filme!
    Und Sie sind der erste Ösi, den ich kenne, dem es gelungen ist die Abby Road zu überwinden. Dabei noch lässig zu winken ist mehr als tollkühn!
    Gruß Heinrich
    P.S. wer um Himmels Willen ist Paul McCartney?

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  2. Lieber Herr Ösi!

    Das Video von Paul McCartney, als er am 24. Juli 2018 den Zebrastreifen in der Abbey Road überquert, habe ich auch gesehen. Auf Facebook. Und ich habe es geliked. Obwohl ich Likes oder Daumen oder Sternchen oder Smileys unter Beiträgen im Grunde völlig unerheblich finde. Und dennoch habe ich mich zu dieser trivialen Handlung hinreissen lassen. Weil ich Beatles-Fan bin. Nun, ist das ein Grund einen simplen Daumen nach oben zu klicken? Vermutlich nicht. Nein, ganz sicher nicht. Zumal ja äußerst fragwürdig ist, ob es sich überhaupt um Paul McCartney handelt, der da über den Zebrastreifen ging. „Kenner“ der Beatles-Szene behaupten ja schon lange „Paul is dead“. Und als der werte Sir Paul kürzlich bei einem Interviewtermin keine Socken zu seinen Turnschuhen trug, hielten das die Verschwörungstheoretiker ebenfalls für ein eindeutiges Indiz eines bereits dahingeschiedenen Pilzkopfes. Doch genug über den Mann, der ohnehin schon mehr Aufmerksamkeit auf sich zieht, als ihm wahrscheinlich selbst lieb ist.
    Nun zu Ihnen. Ohne mit der Wimper zu zucken schnellt natürlich meine Hand zur Computermaus, welche völlig automatisiert bei der Registrierung eines Ösi-Beitrages das Like-Sternchen anklickt. Vorschnell? Nein, natürlich nicht. Schließlich handelt es sich um 1A-Ware vom Ösiblog. Oder sehen wir da gar nicht Herrn Ösi über einen Zebrastreifen laufen? Ich google verzweifelt, ob es bereits Verschwörungstheorien über den Verbleib Ihres Astralkörpers gibt. Nichts zu finden. Ich bin beruhigt. Zumal ich mir anmaße, Sie mittlerweile so gut zu erkennen, dass es sich in diesem sagenhaften Schnappschussvideo bei jenem flotten Kerl um Sie höchstselbst handeln muss. Niemand sonst strahlt so eine unverstellte Lässigkeit aus. Zumal die beschauliche Darstellung der Straße, in die der alles entscheidende Zebrastreifen eingebettet ist, zur Bescheidenheit eines Herrn Ösi passt.
    Schlicht stehen die grünen Tonnen am Wegesrand, die Automobile scheinen ordnungsgemäß geparkt (wenngleich Experten mit Sicherheit trefflich darüber streiten, welches der drei schwarzen Vehikel in der linken Bildhälfte nun richtig eingeparkt hat: die Kühlerhaube der Straße zugewandt oder doch der Kofferraum?), … man sieht, ein scheinbar banales Video über die Überquerung eines Zebrastreifens wirft zahlreiche ungeklärte Fragen auf. Auch ist fraglich, wann die ersten peniblen Tierschützer sich zu Wort melden und in dem Begriff „Zebrastreifen überqueren“ eine Diskriminierung der Tierwelt sehen. Denn darf man heutzutage als fortschrittlicher Mensch über die zarten Streifen eines Zebras wandeln? Fragen über Fragen, die wohl nur in einer gemeinsamen tiefgründigen Talkrunde hier auf dem Ösiblog endgültig geklärt werden können.
    Frau Saftschubse hat es sich da sehr einfach gemacht und rasch ihren wohlverdienten Urlaub genommen. Anders lässt sich nicht erklären, weshalb ein Morgain hier Regie führt. Ein Job, den sich Herrn Ösis Assistentin mit Sicherheit nicht so ohne Weiteres aus den Händen nehmen lässt.
    Zu guter Letzt sollte vielleicht noch erwähnt werden, dass auf Sir Pauls Zebrastreifenüberquerungsvideo am Ende eine vermutlich sehr neugierige Dame dem alten Herrn eifrig hintendrein watschelt. Was dann geschieht, bleibt erneut den Verschwörungstheoretikern überlassen, da hier der Film abbricht. Vorbildlich hingegen der Gang des Herrn Ösi. Die weibliche Meute gut abgeschirmt hinter 3 Meter hohen Absperrgittern, um jegliches Risiko von Neid und Überheblichkeit im Keim zu ersticken.
    Ja, ich kann mir nun überzeugt auf die Schulter klopfen. Hier habe ich mein Sternchen völlig zu Recht abgegeben. Für Sie, lieber Herr Ösi, pflücke ich den kompletten Sternenhimmel 🙂

    Herzliche Grüße
    Mallybeau … kreisch, kreisch, kreisch … 🙂
    https://giphy.com/gifs/stars-U3qYN8S0j3bpK

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    • Liebe Frau Mallybeau,

      ja, ich bin es wirklich, der da über den Zebrastreifen geht und winkt. Denke ich zumindest. Schlimmstenfalls ist es ein Klon beziehungsweise ein Clown aus dem 3D-Drucker, der mir sehr ähnlich sieht … 😉
      Verschwörungstheorien liebe ich. Damit könnte ich, hätte ich die Zeit dazu, mir den Tag vertreiben. Mondlandung, Aliens, Evolution, das ganze Zeug eben. Die McCartney-Verschwörung kannte ich noch nicht.
      Hier meine Theorie dazu: Wäre Paul McCartney bereits tot, okay, so was kann immer mal passieren. Aber einen toten Paul McCartney durch einen Doppelgänger zu ersetzen, um sein Leben weiter vorzutäuschen, kann nur einer bewerkstelligen. Nämlich Paul McCartney selbst. Oder seine Angehörigen. Während Paul seinen Lebensabend auf einer Südseeinsel genießt beziehungsweise seine Angehörigen keine Einbußen bezüglich Lebenswandel hinnehmen müssen, schickt man einen Doppelgänger ins Rennen beziehungsweise winkend über einen Zebrastreifen, um weiterhin Einnahmen zu generieren.
      Der Doppelgänger ist ja das Produkt einer vergangen Zeit. Heute haben wir Internet.
      Erklärung: während man denken könnte, aha, Herr Ösi fleißig beim Beantworten der Kommentare, sitze ich längst auf (m)einer Südseeinsel und lasse es mir gut gehen. Oder ich gehe als Paul McCartney Doppelgänger verkleidet über einen Zebrastreifen und winke. Das Internet verzerrt so stark die Realität, dass ich mich frage, bin ich es wirklich, der diese Zeilen schreibt, während meine Beine locker im angenehmen Südseeinselwasser planschen?
      Es war übrigens gar nicht so einfach, einen „richtigen“ Zebrastreifen zu finden. Meist ist da eine Ampel, die den Fußgängerübergang andeutet. Ohne Zebrastreifen. Will man dem Zebra nicht zu nahe treten, indem man auf das Tier tritt? Das wäre okay, wenngleich schade für eine Generation, welche die Viecher nur noch aus dem Internet kennt. Interessant auch die Tatsache, wonach Videos, je kürzer sie sind, umso mehr Fragen aufwerfen als man meinen könnte. Bei mir, wenn ich das sagen darf, lässt die Konzentration nach drei Minuten lesen oder sehen oder hören ziemlich nach. Bei Konsumenten von Mainstream-Medien noch deutlich früher.
      Einmal mehr haben Sie mit Ihrem Kommentar ein Füllhorn neuer Themen geöffnet, deren gewissenhafte „Abarbeitung“ Jahre benötigen wird …

      Liebe Frau Mallybeau,
      herzlichen Dank für Ihr Sternchen, ja für den wundervollen Sternenhimmel, der einfach himmlisch funkelt. So wird mein heutiger Tag ein freudig gelungener. Selbst wenn die Sonne noch so brennt.

      Herzliche Grüße aus dem Schatten … 🙂
      Herr Ösi

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      • Der Zebrastreifen ist für Ihr Filmvorhaben geradezu prädestiniert, lieber Herr Ösi. Eine ausgezeichnete Wahl!
        Mich würde noch interessieren, ob bereits Abmahnungen aufgrund McCartneyscher Ähnlichkeit ins Haus flattern oder ob sich mit solch einem Doppelgängerdasein tatsächlich Geld verdienen lässt. Dann sollte ich das vielleicht auch mal probieren. Nur fraglich, ob ich als Klon von Sir Paul durchgehe 🙂

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    • Die Verdienstmöglichkeit als Doppelgänger von Paul McCartney ist eher bescheiden.
      Lohnender wäre ein Auftritt als Donald Trump Double. Man denke nur an die vielen Einladungen und Empfänge … vor allem aber an das vorzügliche und stets kostenlose Essen. Der Nachteil: die Gefahr, sich eine Kugel einzufangen, wird von Tag zu Tag größer …

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      • Dies leuchtet mir ein. Das sind Ruhm und Geld wahrlich nicht wert.
        Zumal es ohnehin ein Jammer wäre, wenn Sie Ihr schönes Aussehen dem eines Herrn Trump oder McCartney anpassen müssten. 🙂

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  3. Hartnäckig hält sich das Gerücht, man könne die Straße nur auf den aufgemalten weißen Streifen überqueren, was aber je nach Hautfarbe wegen des Kontrastes gerade für herannahende LKW-Fahrer unterschiedlich zu handhaben ist.

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  4. Es wird Sie nicht verwundern, dass mich die Münchner Zebrastreifen interessieren. Waren wir die ersten, die welche bekommen haben?
    Gleich danach aber kommt ihr Winken, das mein Interesse weckt. Das ist weit besser als Paul McCartneys. Um Welten! 😉

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  5. Ich dachte, das berühmte Foto vom Plattencover Abbey Road wäre gemeint und wollte schon monieren, dass Paul McCartney damals barfuß gegangen ist, was übrigens die Spekulationen über seinen Tod anheizte. Sein neuerliches Beschreiten des Zebrastreifens im Jahr 2018 und sein Winken vom Zebrastreifen her habe ich nicht gesehen. Da genügt mir völlig dein Video, Herr Ösi. Denn kann das einer besser machen? Wohl kaum.

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