Once upon a Time … on Gliese 581c

Nach dem unerwarteten Erfolg unseres Experimental-Filmchens „Handelsübliche chinesische Hauskatzen beim Vorbeiflug an Gliese 581c“, wobei das C nicht für die Körbchengröße steht, wie man vermuten könnte, wenn es um Katzen, noch dazu chinesische Hauskatzen, geht … nach diversen Nominierungen und Standing Ovations, haben wir uns entschlossen – Flucht nach vorn sozusagen – kurzerhand nachzulegen.
In „Once upon a Time … on Gliese 581c“ steht der außergewöhnliche Planet erneut im Fokus.

alles außer irdisch

Ein Film über Außerirdische sollte mit einleitenden und erklärenden Worten beginnen.
Sagt wer?
Sagen die Experten. Man denke nur an Orson Welles und seine fiktive Radiosendung von 1938, mit der er eine Massenpanik auslöste.
Da war ich im Urlaub.
Genug der einleitenden Worte. Film ab…

 

Translator: earthly extraterrestrial

Im Nachhinein ist man immer gescheiter als vorher oder meistens oder man denkt zumindest, man es wäre. Manch einer beginnt nun zu analysieren, Fragen zu stellen, akribisch zu suchen, was wohl gewesen wäre, wenn und so weiter. Die zentrale Frage lautet, ob diese ganze Blitzdingserei hätte vermieden werden können.
„Klar“, prustet die Saftschubse, „wenn sie zum besagten Zeitpunkt an einem anderen Ort gewesen wären.“ Sie macht sich die Sache leicht. „Deshalb sind sie meine Assistentin und ich bin ihr Chef und nicht umgekehrt“, erwidere ich.
Die ständige Vereinfachung höchst komplexer Vorgänge, diese Versaftschubsung diffiziler Prozesse, wie ich es nenne, führt zwangsläufig dazu, eine Welt zu erleben, wie wir sie heutzutage erleben. „Zwangsläufig“, pflichtet sie mir bei.
Hätte ich Geistesgegenwart bewiesen, damals, wäre ich unerschrocken auf die Außerirdischen zugegangen, hätte sie – sagen wir – in ein Gespräch verwickelt,  wer weiß, womöglich wäre es mir gelungen, hier auf diesem Planeten Geschichte zu schreiben anstatt bloß eine weitere Geschichte meinen Geschichten hinzuzufügen, während in China mal wieder – rein zufällig – ein Sack Reis umfällt. „Weltbewegendes“, raune ich geheimnisvoll. „Zwangsläufig“, sagt sie in jener Art und Weise, dass ich denken muss: ich glaub, jetzt hat sie’s,  endlich hat sie die Tragweite erkannt.
Du gehst nicht einfach auf die Orangefarbenen zu, klopfst ihnen auf die Schulter und sagst: „Grüß Gott, schön dass sie endlich da sind.“ Nein, das wirst du nicht tun. Sie werden dich nämlich nicht verstehen. Du verstehst? Das wirst du subtiler anpacken müssen, wenn du ihnen erklären willst, dass da, wo sie mit dem Raumschiff gelandet ist, nicht bloß ein eingeschränktes, nein, nein, sondern ein absolutes Halteverbot herrscht. Den irdischen Bußgeldkatalog, den du freilich immer mit dir führst, den musst du ihnen unter begleitenden Worten in die Tatzen drücken und zwar so, dass selbst ungebildete Außerirdische von einem der hinteren Planeten des Universums augenblicklich und unmissverständlich… „Zwangsläufig“, fällt mir die Assistentin ins Wort, „zwangsläufig“.

Die neue Ösi App

Genug geschwafelt. Hier ist er, der Übersetzer vom Irdischen ins Außerirdische aus dem Hause Ösi.
Einen Translator wie es sonst keinen gibt, ein Translator-Terminator quasi, eine, wenn nicht die Killer-Applikation unter den Apps, ein Übersetzungsprogramm, das praktisch kein Mensch braucht, aber doch ein jeder irgendwie erwartet hat.

Aliens im Parkverbot? Drängelnde Außerirdische an der Ladentheke? Besserwisser im Alltag?

Gehören ab sofort der Vergangenheit an!

Mit diesem Übersetzer kann es dir ziemlich egal sein, wer heute noch deine Wege und oder deine Vorhaben kreuzt oder sie gar zu durchkreuzen versucht. Mit dem „Translator: earthly extraterrestrial“ sprichst du alle Sprachen, die du dir nur vorstellen beziehungsweise die du dir eben NICHT vorstellen kannst. Also, alle außerirdischen versteht sich, für die irdischen verwendest du ohnehin längst Google und Konsorten.
Den Translator habe ich hauptsächlich für den US-amerikanischen Markt konzipiert, auf welchem mindestens drei von zwei Personen schon mal Außerirdischen zum Opfer gefallen sind, sprich Kidnapping. Ich lege dir den Übersetzer, obwohl du kein Ami bist, soviel ist klar, dennoch nahe, weil du dich mit ihm auf der sicheren Seite befindest. Gerade bei der Erstentführung zeigt sich immer wieder, dass es den Leuten regelmäßig die Sprache verschlägt. Das liegt, meines Erachtens, am Überraschungseffekt. Ist ja nicht so, dass die Aliens Tage im Voraus ihr Vorhaben per WhatsApp ankündigen, wie „kommen Freitag, den 13ten, gegen 22 Uhr 37“ oder so. Nö, nö, das geschieht völlig unerwartet.

Nehmen wir an, nur als Beispiel, völlig unverbindlich, du befindest dich im Wald, in einem riesigen Wald, mutterseelenallein, weil du Stress mit deinem Partner hattest (das darfst du selbstverständlich korrigieren und das für dich Zutreffende statt des Stresses eintragen), es ist 23 Uhr 15 (okay, die Rechtfertigung, was du zu dieser Unzeit mitten im Wald treibst, ersparen wir dir an dieser Stelle, obschon wir bei Gelegenheit – aus rein therapeutischen Gründen, verstehst du – darauf zurückkommen werden müssen), in der Ferne heult ein Wolf, vielleicht sogar ein zweiter, dein Blick gleitet langsam nach oben, hinauf zu den Baumwipfeln und zu dem gleißenden Licht über ihnen, das dich blendet und dessen nach unten gerichteter strahlend heißer Kegel dich an das Rampenlicht in dieser Dieter Bohlen Sendung erinnert,  in der du dich um den Posten eines Superstars für Deutschland beworben hattest und den letztendlich ein anderer bekam.
Jetzt, wo deine Füße langsam vom Boden abheben und eine unsichtbare Kraft dich nach oben zieht, jetzt wärst du lieber in irgendeiner bescheuteren RTL Show als hier mutterseelenallein im Wald. „Zwangsläufig“, sagt meine Assistentin. Du blickst auf die beiden Wölfe hinab, die wiederum ungläubig zu dir hoch schauen und du siehst, wie die Biester unter wolfstypischem Geheul klein und kleiner werden. Dir ist nun ebenfalls zum Heulen zumute. Einen Wimpernschlag später befindest du dich in einem außerirdischen Raumschiff.

Überall blinkt es, piepst es, quietscht es, pupst es und die Aliens machen keinen vertrauenerweckenden Eindruck. Ein jeder andere, sollte er dies überleben und jemals wieder zur Erde zurückkehren, wäre danach reif für die Klapse. Du aber förderst mit einer erstaunlichen Coolness dein Smartphone zutage und startest den Translator: earthly extraterrestrial. Du hast nun die Möglichkeit, deinen persönlichen Begrüßungstext zu formulieren, wie z. B. für Selbstbewusste: „Schön, meine Herrschaften, dass sie mich von diesem entsetzlichen Planeten befreien wollen. War ja nicht mehr auszuhalten. Dennoch: sie sind spät dran. Wir hatten 22 Uhr 37 vereinbart.“ Oder du verwendest eine dieser bereits vorgefertigten aber nicht minder wirkungsvollen Textkonserven für den notfallenden Emergency. Beispiel: „Beam me back to Earth!“, formuliert in jenem scharfen Tonfall, der keinen Widerspruch duldet. Also, normalerweise…
Heute scheint man ihn zu ignorieren, warum auch immer, man geht zur Tagesordnung über, schnallt dich auf einer Bahre fest und beginnt mit den üblichen Untersuchungen. Du hast ja schon eine Menge darüber im Internet gelesen und die entsprechenden Berichte stets als Fake News abgetan. Ein Fehler, wie sich herausstellt. „Please, stop that vivisection. It hurts.“, wählst du als nächste Textkonserve und wunderst dich, warum man dir das Smartphone nicht längst abgenommen hat.  Der außerirdische Oberchefchirurg tauscht augenblicklich das stumpfe skalpell-ähnliche  Schneidewerkzeug gegen eins mit scharfer Klinge. Na bitte, es geht doch. Vielleicht noch eine klitzekleine Nachjustierung im Übersetzer für das nächste Release und er ist perfekt.
Du – oder besser – dein Translator: „What you think about 42?“ Nun hast du seinen Nerv getroffen, wie er zuvor den deinen. Er legt das Skalpell beiseite und trommelt die Mannschaft zusammen. In einem hoch philosophischen Gespräch über Gott, die Welt und den Rest geht dein Smartphone – wahrscheinlich aus Gründen der Überforderung – in Flammen auf…

Häufig gestellte Fragen und ihre Beantwortung

Wenn ich nun aber keine Gelegenheit habe, mit Außerirdischen in Kontakt zu treten, ganz einfach, weil die mich ignorieren, habe ich dann die App für die Katz‘ downgeloadet?
Ein Einwand, den ich bei meinen Vorträgen immer wieder höre.
Nein, natürlich nicht, eine App aus dem Hause Ösi loadest du niemals für die Katz‘ down. Die wirst du früher oder später benötigen. So oder so.

Drängelnde Außerirdische an der Ladentheke und Besserwisser im Alltag. Gibt es gegen die ein Mittel?
Natürlich, wie schon gesagt. Erstens sind Statistiken über Aliens auf der Erde, welche eine menschliche Gestalt annehmen und vom Aussehen her nicht von deinem Nachbarn zu unterscheiden sind, ziemlich ungenau. In der Regel begegnen dir täglich drei bis vier Stück von diesen Außerirdischen, ohne dass du es merkst. Zweitens eignet sich die App hervorragend zur Konversation mit stressigen, irdischen Zeitgenossen, welche dich von früh bis spät nerven. Da dein Gegenüber im Gespräch mit der App allenfalls „Bahnhof“ versteht, wenn überhaupt, wird er oder sie schnell von dir ablassen.

Fein, wo kann ich die App beziehen und was kostet sie?
Alle Androiden können sich freuen. Die App ist für Smartphones und Tablets im Google Play Store verfügbar. Und das Beste: sie ist kostenlos.
Nein?!
Wenn ich es dir sage.  Klicke den unten stehenden Button und schwuppdiwupp…

Get it on Google Play

Das ist ja phantastisch!
„Zwangsläufig“, bestätigt die Saftschubse und grinst.

Außerirdisch

Jetzt ist es amtlich: die Außerirdischen sind von oranger Farbe und besitzen im Idealfall drei Finger. Mitunter auch weniger.

Ein Geräusch von Tröten, wie jene Musikinstrumente, die Hans Wurst so gern im Karneval benutzt und schon sind sie da. The eagle has landed, sagt der Ami und ich übersetze: der Igel ist gelandet. Wie sonst ist es zu erklären, dass ein Raumschiff gleich nach der Landung in sich zusammenfällt, so, als würde es von den Stacheln unzähliger Igel durchbohrt. Fffffft! (Fußnote Doppelpunkt die praktischerweise gleich hier angemerkt wird, weil unten liest sie ohnehin kein Mensch) Eine Handvoll Aliens bahnt sich den Weg nach draußen. Die Vorhut. Der Rest bleibt im Mutterschiff zurück. Vorerst zumindest. (Ach so, die Fußnote, fast vergessen. Beachten Sie bitte die Größe der Aliens in Relation zum „ge-igelten“ Raumschiff ) Erst an der frischen Luft entfalten sie ihre wahre Größe. Am Bord schrumpfen sie auf das Maß eines industriell verarbeitenden Brotkrümels zusammen.

Aliens and Mother Ship / Foto: Herr Ösi

Wie nicht anders zu erwarten, drängen sogleich neugierige Elemente um die Neuankömmlinge. BILD-Zeitungsreporter? Staatlich Abgesandte? Womöglich gar stattlich Abgesahnte? Who knows? Ich fotografiere – sozusagen – geistesgegenwärtig. Klick-Klack.

Woher kommen sie, die Besucher? The answer my friend, kennt niemand und am allerwenigsten Bob Dylan, der seinen Literatur-Nobelpreis-Scheiß monatelang verschlafen und jetzt hoffentlich abgeholt hat. Das gestapelte Holz, rechts mittig im Hintergrund, nicht leicht erkennbar, doch mittels Zooooom wunderbar vergrößerbar, könnte ein Fingerzeig dafür sein, wie es die Außerirdischen bis zu uns geschafft haben.

Mathematischer Deutungsversuch, sagen wir mal, mittels einigermaßen abstruser Gleichungen:
HOLZ + STAPEL = HOLZSTAPEL = irrelevant
HOLZ + KOPF = HOLZKOPF = irrelevant
HOLZ + WURM = HOLZWURM = interessant
WURM + STAPEL = WURMSTAPEL = Unsinn
WURM + LOCH = WURMLOCH = eine erste, heiße Spur
WURMLOCH + AUSSERIRDISCHE  = ABKÜRZUNG = Bingo!

Jeder Außerirdische, der ein bisschen was auf sich hält, reist schadstoffarm, effizient und rückstoßfrei beziehungsweise umgekehrt durch ein sich ihm aufdrängendes Wurmloch. Right?
Stephen Hawking: Sage ich doch die ganze Zeit, er reist durch das Wurmloch.
Herr Ösi: M-O-O-O-M-E-N-T!
Stephen Hawking: Oder in einer Nussschale. Auf jeden Fall benötigt er ein Wurmloch.
Herr Ösi: Ja, aber, um bei uns eine astreine Punktlandung hinzulegen, wie’s bei ihm allenfalls im Bilderbuch steht – weshalb wir gern von einer Bilderbuchlandung sprechen, wenn außerirdisch gut gelandet wird – benötigt er ein massives Wurmloch, das, auf einem Planeten wie unserer Erde, nur dort entstehen kann, wo unglaublich dichte Holzmassen, sprich genügend Mengen übereinander gestapelter Holzstämme und somit schier unendliche Massen an Holzwürmer UND dementsprechend noch mehr Holzwurmlöcher als Holzwürmer auf einen spezifischen Fleck, dem sogenannten  wormhole square, zusammenkommen.
Stephen Hawking: So hab ich das noch nie gesehen. Klingt aber logisch.

Extraterrestrial Briefing / Foto: Herr Ösi

Während ein Eisennagel früher oder später an der Luft rostet, verwandelt sich der Kopf eines Außerirdischen bei anhaltender Sauerstoffzufuhr – schneller als ein jeder Eisennagel oxidierend reagieren kann – in ein Antlitz, welches dem eines „richtigen“ Menschen ziemlich ähnlich ist. Der Anblick, wie es unter der orangefarbenen Orangenhaut  in so einem Alien detailliert aussieht, bleibt uns zum Glück erspart. Aber eins muss gesagt werden: So läuft man sonst höchstens auf Guantanamo rum oder auf einer dieser Parties von dem Dalai Lama.

Achtung: vom Verfasser verfasstes Product Placement
Mit Fashion und Accessoires von
Mallybeau Mauswohn

hätten die Aliens sich diesen in Kleidungsfragen
mehr als fragwürdigen Auftritt erspart.

Ebenso erspart geblieben wäre uns die Frage, wie es der Raum fahrende Alpha Centaurianer mit dem grassierenden Gender Blödsinn hält. Unterscheidet er zwischen Männlein und Weibchen oder lebt er, wie immer mehr Weltenbürger, den bis zur Unkenntlichkeit verschwommenen Einheitsbrei? Wie sieht es also bei denen unten drunter aus?
„Die sind alle weiblich und für immer 18“, beantwortet eine Stimme aus dem Off quasi im Sensurround meine gedachte, jedoch nicht ausgesprochene Frage – ungefragt.
WAS?
„Steht doch in der Bibel. Matthäus 08-15, Psalm Lothar.“
Ja, ja, wäre wäre Fahrradkette. Meine Aufmerksamkeit gilt nun der verschwörerischen Bande, welche, die Köpfe zusammensteckend, irgend etwas ausheckt. Einen Schabernack? Oder gar einen Plan zur endgültigen Übernahme der Weltherrschaft? An der Zeit wäre es …

Mir stockt plötzlich der Atem. Während die Unbeholfenen nach dem Briefing langsam aus dem Bild watscheln, sinke ich zu Boden. Es geht mir gar nicht gut. Haben die mich etwa geblitz dingst dingst dings? Mi mi mi mit lllll etzt etzt etzter Kraaaa ft ft  si si sich ere i-i-ich mmm eine Au au f zzzz ei ei ch nnn u nnnn n Ψ ϖΔ ζ