Klassik Open Air

Viel frische Luft, hat, wie wir wissen, die Frau Doktor dem Herrn Ösi angeraten und ihn in die Natur hinausverschrieben. Er nützt das Angebot, hat sich aufs Rad geschwungen und ist nach Nürnberg gedüst. Zum Klassik Open Air 2022. Hier nimmt er, gemeinsam mit 85 Tausend Zuschauern, ein Bad in der Menge… und nimmt die neue Form der Körperpflege, also, das von oben diktierte Energiesparen, die vorgeschriebenen kürzeren Habeck’schen Duschzeiten, jetzt schon ernster als ernst. Drei oder vier Tage nicht geduscht, stinkt er mit Tausenden um die Wette. Der Robert und die Ursel von der Leyer stellen ihm für seine Bemühungen ein Fleißbienchen in Aussicht, sollte er das steinzeitliche Programm noch ein paar Monate oder Jahre – wie vorgeschrieben – durchhalten. Wir schaffen das! redet er sich ein…
Übrigens: Die Musik hat ihm nicht gefallen. Der Feuervogel vom Strawansky kaum auszuhalten. Da waren zu viel Töne drinnen. Und leider die falschen. Aber egal.
Dafür das Feuerwerk! Das Feuerwerk als Entschädigung war großartig!
Die Verantwortlichen, auch nicht blöd, setzen, weil sie wissen, dass handelsübliche Bürger, die ihnen zugemutete moderne Klassische Musik mit ihren Untönen nicht vertragen, das Feuerwerk ans Ende der Vorstellung. Quasi Disziplinierungsmaßnahme. Nicht auszudenken, es käme, wie von den meisten gewünscht, bereits zu Konzertbeginn…
„Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul“, belehrt ihn die Dame neben ihm, als sie merkt, dass er bereits beim Soundcheck dem Feuerwerk entgegen fiebert. Wann, bitteschön, durfte er das letzte Mal einem Feuerwerk beiwohnen? – Er kann sich nicht erinnern.
Die Verfilmung des Feuerwerks zeigt deutlich, dass Musik auch schön sein kann, wenn gefällige Noten heruntergefiedelt werden. Warum aber so spät? Warum erst beim Finale? Womöglich benötigen die Musiker explodierende Feuerwerkskörper, um zu Höchstform aufzulaufen.

Keine Standing Ovations verdient der Kameramann dieses Zeitdokuments, dessen Gleichgewichtssinn nach wie vor als unzureichend deklariert werden muss…

Quakende frogs at 2 pm

oder Konzert für eine Band und ein paar Frösche. Der Quaksalber ist laut Wikipedia ein Ausdruck für jemanden, der ohne die nötige Qualifikation und Befugnis die Heilkunde ausübt. Nicht, dass du denkst, der Ösi würde sich in die Niederungen der Kurpfuscherei begeben. Nein, das tut er nicht. Er verquickt bloß den lieblichen Gesang brünftiger Frösche mit dem flotten Sound seiner virtuellen Hausband. Heraus kommt Quaksalberei, die keinem schadet.

Ton ab, Herr Kapellmeister…

Sounds for the next century

Als einer, der den Sound checkt und neuer Musik den Weg bereitet, wurde Herr Ösi kürzlich gefragt, wie er sich den Klang für das nächste Jahrhundert vorstellt. Er hat sehr klare und konkrete Vorstellungen. Viel Natur sei drinnen, aber auch – Überraschung – industrielle Klänge vermengt mit künstlich Intelligentem, was Experten unter KI verstehen. Da legt er sich fest. Unbeirrbar. Felsenfest. So ist er nun mal, der Herr Ösi.
Gut tanzbar wird er sein, der zukünftige Sound, zwar abweichend zum herkömmlich bekömmlichen, dennoch gut tanzbar. Tja, was will man mehr? Vielleicht mehr Meer…?

Herr Ösi checkt den Sound

Das Problem ist immer das selbe. Oder sagt man das gleiche? Egal. Angenommen du gehst in ein Konzert. Du gehst hinein und wartest. Bevor das Konzert beginnt, musst du warten. Ohne Warten geht es nicht. Zumindest nicht im Konzert. Oder du kommst zu spät. Platzt mitten in die Vorstellung hinein. Aber davon ist heute nicht die Rede. Heute bist du pünktlich. Nimmst Platz oder bleibst stehen. Je nachdem. Die Musiker im Orchestergraben oder auf der Bühne – je nachdem – stimmen ihre Instrumente. Das dauert. Bevor sie nicht ihre Instrumente justiert haben, geht es nicht los. Kann es nicht losgehen. Macht nix. Du hast ja bezahlt. Die Wartezeit, bevor die Musik losgeht, losgehen kann, ist im Konzertpreis inbegriffen. Sie steht dir zu. Außer… du kommst zu spät. Dann gibt es klarerweise keine Wartezeit, wenn die Musik bereits im vollen Gange. Dann, dies sollte dir klar sein, dann müsste man dir einen Preisnachlass gewähren. Eigentlich. Und gerechterweise. Wenn du zu spät kommst. Weil die Wartezeit, die dir vom Gesetz her zusteht, hättest du durch dein Zuspätkommen ja verpasst. Aber wie gesagt, heute nicht. Heute bist du pünktlich. Die Musiker, wo immer sie sich befinden, oben oder unten, stimmen ihre Instrumente. Und jetzt –
Problem. Großes Problem! Das Wirrwarr der Stimmen. Die Leute plaudern. Ungeniert. In voller Lautstärke. Plärren was das Zeug hält. Erzählen sich den größten Stuss. Unten im Orchestergraben geigen derweilen die ersten Geiger. Celliern stimmend die Cellisten. Bratscherln fiedelblogendschwingend die Bratschisten. Das Publikum nimmt davon keine Notiz. Es ist mit sich selbst beschäftigt. Auf der Bühne lässt der Gitarrist sein Instrument krachen, drischt der Drummer auf die Trommeln ein. Der Sänger sagt Eins, Zwei, Eins, Zwei, Eins, Zwei ins Mikrofon hinein. Niemand außer dir scheint zu checken, dass gerade der Soundcheck läuft. Hey! Ruhe im Saal! würdest du am liebsten brüllen. Die Ignoranten um dich ignorieren dein virtuelles Brüllen. Ein gekonntes Gitarrenriff lässt den Saal erzittern. Wahnsinn! Diese Präsenz, dieses Aufjaulen der Gitarre hörst du später, wenn der Soundcheck beendet ist, nie nie wieder. Deshalb ist der Soundcheck der eigentliche Höhepunkt eines jeden Konzerts. Was nach dem Soundcheck kommt, kannst du getrost vergessen, ist einfach weichgespülte Musik. Zwar harmonisch abgerundet. Aber schmerzhaft für jedes Kennerohr. Die Musik ist langweilig und entsetzlich. Kurz: entsetzlich langweilig.
Mal Hand aufs Herz: Wir verachten diese Musik. Diese Musik ohne Ecken ohne Kanten, diese perfekten, harmonisch niedergebügelten Töne, diese sanften Übergänge der Melodien. In Wirklichkeit warten wir auf den Schnitzer eines Musikanten, hoffen, er möge sich „verspielen“, warten auf die schrägen, auf die falschen Töne. Doch die Musiker erfüllen uns unsere Wüsche nicht. Jahrzehntelang wurden sie ausgebildet, geschult, gequält, domptiert und manipuliert, nur ja keinen falschen Ton zu erzeugen. Man bedroht sie mit dem Rauswurf aus dem Orchester, aus der Band, sollten sie sich erdreisten, einen nicht genehmigten, einen falschen Ton ihrem Instrument zu entlocken. Sich nur keinen musikalischen Furz erlauben, wie es in der Fachsprache heißt. Die einzige Freude, die den Musikern in ihrem jämmerlichen Dasein bleibt, ist der Soundcheck. Hier dürfen sie… dürfen sein, wie sie sind. Dürfen nach Belieben furzen. Hier blühen sie tatsächlich auf. Zeigen, was in ihnen steckt, zeigen Spielfreude und Individualität… bis, nun ja, bis das Konzert beginnt. Mit dem Konzertbeginn verabschiedet sich jegliche Kreativität.

Herr Ösi und seine virtuelle Band The Ösettes haben diese Jahrhundert alte Diskrepanz zwischen dem Soundcheck und dem nachfolgenden Konzert erkannt. Mit dem Mini-Album „Soundcheck“ veröffentlichen sie nun Essenzielles, das, worauf es ankommt…

System Error

Jeder, der jetzt bei SYSTEM ERROR eine System-Kritik erwartet, den muss ich enttäuschen. Obwohl! Angebracht wäre sie schon, die System-Kritik. Vielleicht beim nächsten Mal. Ich merk‘ sie mir vor. Heute sind wir im Reich der Musik. Mal wieder. Musik bereitet in der Regel Freude. Also, meist dann, wenn wir nicht über die Oper sprechen. Obwohl! Das ist nun das zweite… äh pardon, das dritte Obwohl! in kürzester Zeit und natürlich gibt es den geneigten Opernfreund, den, der die Klassische Musik zu schätzen weiß, wie Herr Ösi (opernmäßig eher banausenhaft drauf), der, hört er Mozarts Zauberflöte, die einzige Oper übrigens, die er kennt und liebt, aber hey, die kennt er so gut, sprich aus dem Effeff, dass er den Papageno („Der Vogelfänger bin ich ja, stets lustig, heißa hoppsassa!), den er besonders mag, den Papageno, und den er bei seinen Liedchen derart kräftig unterstützt, dass du glaubst, der Ösi singt den ganzen lieben Tag nix anderes als Arien. Die Oper ist praktisch die einzige Musikrichtung, wo ein, kommen wir auf den Punkt, ein System Error unvorstellbar ist. Das ist erstaunlich. Ich spreche klarerweise von der Oper in der Oper. Die Oper in der Oper ist sozusagen System Error free. Nicht so die Oper zu Hause, die vom Plattenspieler oder vom Dingens dudelt. Nein, die nicht. Im trauten Heim ist jederzeit ein System Error möglich und, wenn ich mir’s recht überlege, dann ist er sogar ziemlich wahrscheinlich. Er tritt ein, wenn du ihn am wenigsten erwartest. Das ist das Verteufelte. Du wartest sehnsüchtig auf die Königen der Nacht – um Missverständnissen zuvorzukommen, wir sind immer noch in der Zauberflöte – und plötzlich ist er da, der System Error, bevor sie, die Königin der Nacht, zur Koloratur, was freilich nix Unanständiges ist, obwohl, ein bisschen klingen tut es schon danach, bevor sie zur Koloratur ansetzen kann. Statt der erwarteten Koloratur folgt ein veritabler System Error. Wär‘ dir in der Oper nicht passiert. Zu Hause aber sind dem System Error Tür und Tor geöffnet. Zu Hause fühlt er sich wohl. Weshalb viele in die Oper gehen, um den heimischen System Error zu entkommen. „Schatzi, heute bleibt die Küche kalt, wir gehen in den Wienerwa… äh in die Oper.“ Die Oper ist logischerweise System Error free, jedoch keineswegs Error free, wenn du weißt, was ich meine. Ich berichtete kürzlich darüber. Nun gut. Kommen wir zur Sache.
Der System Error ist, sagen wir mal… stromgebunden. Klar. Gerade in der elektronischen Musik ist er mitunter unvermeidlich, gehört quasi zum guten Ton. Weshalb Herr Ösi seinen neuen Song System Error nennt. In Zeiten wie diesen, wo Tanzmöglichkeiten Mangelware, bringt er dir die Mucke samt super prima Laune, die du jetzt am meisten brauchst, in die gute Stube hinein und ist dabei extrem tanzbar. Allein. Zu zweit. Zu dritt. Wie auch immer. Ein bisschen Latin Jazz, Soul, eine Prise Industrial, jener heiße Scheiß, für den wir eigentlich zu alt sind, wo wir denken, wir stehen inmitten einer Fabrikhalle, umgeben von maschinellem Gedöns-Gedrönhs, aber pssst, pssst, hör selbst… 😉

Statistik

Einerseits. Andererseits. Einerseits die Neugier. Andererseits… Schauen Sie mal, so Herr Ösi zu seiner Assistentin Frau Saftschubse, schauen Sie mal ins Internet hinein. Ins Internet hineinschauen bedeutet für ihn in erster Linie die Statistik studieren. Nein, nicht in dieses Internet, in das andere! sagt er. Das andere Internet ist YouTube. Du Schlauch, wie er immer sagt. Schauen Sie in den Du Schlauch hinein. Typisch Ami, sagt er. Manchmal bezeichnet der Ösianer eine raffinierte, sprich schlaue Person als Schlaucherl. Das ist okay. Aber in das YouTube hineinzuschauen, das Wort YouTube zu verwenden, sagt er, das ist nicht okay. Du Schlauch müsste es heißen, das andere Internet, nicht YouTube. Aber wer sagt schon Du Schlauch? Alle sagen YouTube, wenn sie in den Du Schlauch hineinschauen. Für ihn ist es ziemlich dingens, um nicht zu sagen: echt arg deppert, wenn einer YouTube sagt. Keiner scheint sich irgendwas dabei zu denken, schimpft er, wenn er YouTube sagt und dann in den Du Schlauch hineinschaut. Alle schauen in den Du Schlauch hinein und sagen YouTube dazu, wiederholt er. Diese unnötige Amerikanisierung, stöhnt er. Es folgt eine Abhandlung über den schlampigen Umgang mit der Sprache. Als hätte er nur darauf gewartet, dass, einmal das Wort YouTube ausgesprochen, er in der Folge nur noch Du Schlauch sagt, Du Schlauch, Du Schlauch, Du Schlauch, um den gedankenlosen Umgang mit der Sprache, will heißen, diese unerträgliche Überamerikanisierung anzuprangern. Und…, fragt er, wie viele Videos haben wir schon gedreht? Über achtzig, sagt die Saftschubse. Wow! sagt er. Über achtzig? Sie nickt zur Bestätigung. A lot of wood, findet er. Weil, wenn ein jeder YouTube sagt statt Du Schlauch, sagt er A lot of wood statt Eine Menge Holz. Bei über achtzig, sagt die Saftschubse und lässt ihren Geist kurz aufblitzen, bei über achtzig sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht. Er lacht. Was ergibt das in der Summe, will er wissen. Hintereinander abgespielt? fragt sie. Ja, die Dauer, wie lang müsste einer gucken? Bis er alles gesehen hat? Ja, ja, die Dauer, die Dauer… Er wird ungeduldig. Statt es auszurechnen, lenkt sie ihn ab. Sagt: Wussten Sie, Ihre Symphonie für Hunde hat mittlerweile über 34.200 Aufrufe! Ihr mit Abstand erfolgreichstes Video. Er: Nein! Sie: Ja! Er: Gibt’s ja nicht. Sie: Doch, das gibt es. Er: Tatsächlich? Sie: Wenn ich es Ihnen sage. Die Symphonie für Hunde, grübelt er, aus dem Jahr 2015 ist alles andere als ein Meisterwerk. Na gut, korrigiert er schnell. So schlecht ist sie auch wieder nicht. Sie zu kompostieren hat mir einiges an musikalischem Geschick abverlangt. Für die damalige Zeit womöglich revolutionär.  Aber Meisterwerk? Nein, ein Meisterwerk ist sie nicht. Wäre gut möglich, sagt die Saftschubse, dass die Hunderln, die großen und die kleinen, die jungen und die alten, die, die knurren und die, die bellen und die, die beißen, dass die, die ja bekanntlich ganz anders ticken als wir Menschen im Tagesbetrieb, dass diese ganzen Hunderln auf diese speziell für sie kompostierten und abgestimmten Klänge, sagen wir mal… besonders intensiv abfahren. Nur so wären die unglaublich hohen Klickzahlen zu erklären. Sie haben eben ein besonderes Gespür für Hunderln und was die sich in ihrer Freizeit musikalisch am liebsten reinziehen, lobt sie ihn. Kann sein, entgegnet er und ergänzt: wie Sie ja ein besonders Gespür für den neuen WordPress Editor haben. „Los, los, nun spielen Sie endlich meine Symphonie für Hunde ab, aus diesem verflixten Du Schlauch.“ Er ist ungeduldig. Das Publikum vermutlich ebenso…

Das seitliche Abdriften des Kuckucks auf dem Weg zur Gabelung

Saftschubse: Man sieht ihnen die Enttäuschung an, Chef.
Herr Ösi: Ja? Ist das so?
Saftschubse: Regelrecht.
Herr Ösi: Das haben sie schön gesagt, dieses Regelrecht.
Saftschubse: Es war bestimmt nicht leicht.
Herr Ösi: Wie wahr. Sie sagen es.
Saftschubse: So kurz vor dem Ziel.
Herr Ösi: Ja, das Ziel vor Augen. Zum Greifen nah. Zauntimeter gewissermaßen…
Saftschubse: Eine herbe Enttäuschung. Wenn einer diese Ablehnung nicht verdient hat, sind sie es, Chef.
Herr Ösi: Ach, Saftschübslein…
Saftschubse: Diese Horden nichtsnutziger… äh… gemeingefährlicher…
Herr Ösi: Die Möwe als Möwe belassen, verstehen sie? Vielleicht hätte ich die Möwe belassen sollen, wie sie ist. Als Möwe eben.
Saftschubse: Sie meinen…
Herr Ösi: Eine Möwe als einen Kuckuck auszugeben, überfordert das Publikum. Die moderne Smartphone-Gesellschaft von heute ist nicht bereit für jene Flexibilität im Denken, die nötig wäre. Das Gehirn spielt bei ihr einfach nicht mit. Ein Zuviel an Technik engt die Menschen ein. Die Bandbreite, die freies Denken in diesen Tagen noch ermöglicht, wird zusehends schmäler.
Saftschubse: Da ist was dran.
Herr Ösi: Jammerschade.
Saftschubse: Sie sind angetreten, die verkrusteten Strukturen aufzubrechen. Den alten Mief rauszublasen aus der Stadt. Weg! Weg! „Fenster auf! Türen auf!“, haben sie wieder und wieder gerufen. „Wir brauchen Luft! Frische Luft! Viel frische Luft!“
Herr Ösi: Die Honoratoren der Stadt haben es nicht honoriert.
Saftschubse: Weil die eben keine Ahnung haben.
Herr Ösi: Vielleicht war es zu gewagt zu sagen: Die Zauberflöte muss runter vom Spielplan. Weg damit! Mozart kann auch in einer Turnhalle aufgeführt werden.
Saftschubse: Das stimmt. In Gramatneusiedl hätten man ihnen für diesen Vorschlag die Hände und die Füße geküsst.
Herr Ösi: In Gramatneusiedl… ganz bestimmt. Nicht in Salzburg, nein, in Salzburg nicht. In Salzburg sind sie zu verbiestert. Zu starrköpfig. Die Stadtoberen haben sich mit Händen und Füßen gewehrt, ihren geliebten Mozart in eine Turnhalle auszulagern.
Saftschubse: Dabei hätte es massive Vorteile gehabt.
Herr Ösi: Mozart, da bin ich sicher, Mozart wäre es egal gewesen. Er hätte es sogar befürwortet. Er hätte der Turnhalle den Vorzug gegeben. Papageno und Papagena hätten ihre Arie auf einem Stufenbarren gesungen.
Saftschubse: Ich glaube, Mozart hätte ihnen das Große Festspielhaus zur Verfügung gestellt.
Herr Ösi: Selbst mit der Felsenreitschule wäre ich zufrieden gewesen.
Saftschubse: Ihre Bescheidenheit ehrt sie, Chef, allein, sie bringt nix.
Herr Ösi: Der Beschluss fiel einstimmig aus. Es wäre nicht tragbar, Mozart, das berühmteste Kind der Stadt, aus dem Programm der „Salzburger Festspiele“ zu nehmen, so die Verantwortlichen, und statt dessen einen unbekannten Experimentalfilm mit kontemporärer Musikbegleitung mit dem Titel „Das seitliche Abdriften des Kuckucks auf dem Weg zur Gabelung“ dem erlauchten, oftmals weitgereisten und weit vergreisten Publikum darzubieten. Zudem würde der Film mit einer Dauer von 5 Minuten nur einen Bruchteil der Zeit veranschlagen, den die Zauberflöte benötigt, heruntergefiedelt zu werden, wir sprechen hier von einem Sechsunddreißigstel.
Saftschubse: Papperlapapp!
Herr Ösi: Das habe ich auch gesagt. Höchstens fünf Minuten dauert die Zeitspanne, die es dem modernen Mensch ermöglicht, sich zu konzentrieren. Dann ist es vorbei. Dann schweift er ab, driftet ab, verzettelt sich und verliert den Faden. Der Kuckucks-Film wäre geradezu ideal gewesen. Einen Mozart in der heutigen Zeit aufzuführen ist Wahnsinn, genauso gut könnte man Perlen vor Säue werfen. Das Publikum ist einfach überfordert. Bedenken sie: Die Ouvertüre ist noch im vollen Gang, da läuten die ersten Handys. Telefonate werden geführt. Ob das Bügeleisen ausgeschaltet ist, wird gefragt, ob die Oma gut versorgt ist, der Kanarienvogel seine Körner bekommen hat, kurz: ab diesem Moment werden von Salzburg aus die elementarsten Botschaften in die Welt hinausgeschickt. Die Leidtragenden dieser neuzeitlichen Unsitten sitzen im Orchestergraben. Er ist das Auffangbecken, in dem sich die Gespräche des Auditoriums zu einem Stimmengewirr verdichten. Ist doch klar, die Gespräche purzeln bedingt durch die Schwerkraft in den Orchestergraben hinab und wabern wie unsichtbare Nebelschwaden um die Musiker. Malträtieren sie. Peinigen sie. So mancher Streicher scheidet noch während der Vorstellung freiwillig aus dem Leben. Den Veranstaltern ist es egal. China hält genügend Nachschub parat. Eine Riege von hochtalentierten Streichern wartet nur darauf, endlich in einem Salzburger Orchestergraben das Leben auszuhauchen. Hauptsache Salzburg. Das ist es, was zählt. Begonnen hatte alles mit einem gewissen Ching Chang Chong, der sich mitten in der Rachearie mit einer Saite seiner Bratsche erdrosselte. Das Telefonnetz brach völlig zusammen, als Teile des Publikums die Tat hautnah miterlebten und das gesehene Geschehene unverzüglich in den Äther hinausposaunten. Die Oper lief zum Glück ohne Unterbrechung weiter. Der Vorfall blieb kein Einzelfall und machte Schule. In Musikerkreisen spricht man längst von der „Chinesischen Schule“, wenn Geiger sich während der Vorstellung das Leben nehmen. Weshalb in Salzburger Orchestergräben immer mehr Musiker sitzen, als für die eigentliche Vorstellung nötig. Als Reserve sozusagen. Legendär ist der Selbstmord eines argentinischen Dirigenten, der mit seinem Taktstock Harakiri verübte, nachdem er das vermeintliche Fremdgehen seiner Gattin aus einem der vielen Gespräch herausgehört zu haben glaubte. Kein Problem für die Musiker, die ihre Hausaufgaben mit Bravour erledigt hatten und unbeirrt ohne den Orchesterchef zu Ende fiedelten.
Saftschubse: Entsetzlich!
Herr Ösi: Ein DAX-Vorstand gibt zu Protokoll, die besten Geschäftsabschlüsse mache er, wenn die Königin der Nacht ihr Liedchen trällert und seine japanischen Geschäftspartner denken, er befände ich auf einer Alm mit Jodelmusik und Schuhplattler-Einlagen im Hintergrund. Während einer Mozart-Oper führen die Wichtigsten dieser Welt oder die, die sich dafür halten, all jene Gespräche, zu denen ihnen im normalen Tagesbetrieb die Zeit fehlt. Das erlauchte Publikum hat vor allem eines: Geld. Deshalb ist es den Stadtvätern so wichtig, diese Mozart-Tradition fortzuführen. Im Grunde ist es nichts anderes als Geschäftemacherei. Der Rubel muss rollen. Sehr im Gegensatz zum Publikum, das aufgrund seiner Altersstruktur sich immer wieder in den Gängen mit den Rollatoren in die Quere kommt und verkeilt. Dann rollt gar nichts mehr. Bis der letzte seinen Sitzplatz gefunden und eingenommen hat, hätte man zwei Zauberflöten hintereinander aufführen können. Endlich ist so weit. Der Dirigent klopft mit dem Taktstock wichtigtuerisch auf das Pult. Die Ouvertüre beginnt. Und gleichzeitig mit ihr hunderte von Telefongesprächen. Der dringlichen Bitte, die Musiker sollten doch nicht so laut spielen, es störe extrem beim Telefonieren, wird schon mal gegen Bezahlung eines schwindelerregenden Betrages nachgekommen. Für die nächsten drei Stunden ist Salzburg das Zentrum der Welt. Mindestens. Wenn nicht gar der Mittelpunkt des Universums.
Saftschubse: Unglaublich.
Herr Ösi: Die Absage kam also nicht von ungefähr.
Saftschubse: Chef, ich hab eine Idee. Warum bieten sie ihren Experimentalfilm nicht unseren Kunden an? Die sind bestimmt dankbarer als diese verwöhnt elitären Mozart-Fuzzies.
Herr Ösi: Wow! Das ist es! Sie sind ja sooo genial, Saftschübslein. Was, so frage ich mich, würde ich bloß ohne sie machen?
Saftschubse leise zu sich: Das frage ich mich auch.

Wired

Lirum – Larum – Wired
das Leben ständig sich verteiat

(Erkenntnis eines kürzlich Erleuchteten)

Wir bleiben in Fernost. Beleuchtung und Erleuchtung liegen dort so nah beisammen wie sonst nirgendwo. Und das nicht nur phonetisch. Du knipst den Lichtschalter an und bringst – etwas Glück vorausgesetzt – die Glühbirne zum Leuchten. Vor hundert Jahren hättet ihr, also, die Birne und du, gestrahlt wie Hutschpferde. Heute ist’s selbstverständlich. Lichtschalter knipsen, Licht geht an. Oder… du knipst einen Menschen an – und dieser wird erleuchtet. (Ist nicht sooo selbstverständlich, wenn du kein Buddha bist) „Jawohl, der Mensch wird regelrecht erleuchtet.“ Sagt der Buddha. Nicht ich. Der Buddha sagt’s und er hat gut reden. Weil Erleuchtung. Weil Erfahrung. Weil insgesamt auf der nächsthöheren Stufe stehend. Oder liegend. Wie der Mittwochs-Buddha. Er ist Fachmann. Unsereins, also der Westler aus dem Westen, wird ein Weilchen brauchen, bis er soweit ist, bis er geschnallt hat, wie er einen anderen zur Erleuchtung bringt. Das braucht Geduld. Geht nicht von heut auf morgen. Es ist die Erfahrung, die uns fehlt. Da hilft nur üben üben und nochmal üben. Bevor du den einen oder anderen erleuchtest oder versuchst, ihn zu erleuchten, sollst du bei dir selbst beginnen. Ziemlich einleuchtend… oder?

Schauen wir uns die Verkabelung des Fernen Ostens genauer an. Für die Beleuchtung, die der Erleuchtung naturgemäß vorausgeht, brauchst du in den heutigen Tagen ein paar Kabel, die dir den Strom ins Haus liefern. Früher ging’s auch anders. Auf den ersten Blick wirst du sagen: um Himmels Willen. Auf den zweiten, dritten, vierten – was soll ich sagen – es wird und wird optisch nicht besser…

Kabelsalat

Kabelsalat / Foto & Gif Herr Ösi

Der Fernöstliche präsentiert seinen Kabelsalat äußerst appetitlich und extrovertiert oberirdisch. Unterirdisch, wirst du sagen, Unterirdisch dieses Oberirdische. Welcher Kabel-verlege-Beauftragte, kurz KvB, behält hier den Überblick? Vermutlich keiner. Anfangs bist du skeptisch. Knipst du den Lichtschalter an, könntest du wetten, das Licht geht drei Straßen weiter an. Oder im nächsten Ort. Oder gar nicht. Weit gefehlt. Wette verloren. Es geht zu deiner Verblüffung da an, wo es angehen soll. Mit einer Plötzlichkeit, die sich sehen lassen kann. Verzögerung praktisch Null. Natürlich – kleiner Wermutstropfen – die Klimaanlage fährt mit hoch. Ungefragt. Automatisch. Zwei Minuten später liegt die effektive Raumtemperatur von über 30 Grad… g-e-f-ü-h-l-t unter Null. Du frierst. Und zwar erbärmlich. Wahrscheinlich liegt es an den Kabeln, die so verdrahtet sind, dass, egal was du anknipst, die Klimaanlage immer mit von der Partie.

Hierzulande im Westen werden die Kabel geradezu schamhaft unter die Erde verbracht. Warum? Keine Ahnung. Ist also nix mit oberirdischer Zurschaustellung. Dabei werden die Kabel immer kunterbunter und müssten sich beileibe nicht vor so manchem Oberirdischen verstecken. Nix da, sagt der Herr Arschitekt, ich will die Dinger eingegraben. Es ist, als wären Kabel köstliche, verbotene Früchte, von denen jeder naschen würde, wären sie frei zugänglich. Experten behaupten, dieses manische Das-Kabel-muss-unter-die-Erde ist ein Relikt aus einer vergangenen Zeit. Wölfe vergraben zum Beispiel ihre Exkremente… vor den neugierigen Blicken anderer Viecher, die wiederum ihre Notdurft der Wölfe wegen verbuddeln. Kleiner Kreislauf. Machen die übrigens seit Ewigkeiten. Unsere Kabelbeerdigungsmanie ist ein Überbleibsel von Wolf & Co. Soviel steht fest.

Zurück zum Fernöstlichen und seiner Kabelkunst. Er stellt sie gut sichtbar zur Schau. — Schau…

Derweilen Castrop Rauxel immer noch unter Strom…

Herr Ösi schnappt über

Die aktuelle… äh Krise fordert ihren Tribut… will sagen, ihre Opfer, ihre irren Opfer. Auch Herr Ösi kann sich dem aktuellen Weltgeschehenswahnsinn nur schwer entziehen. Er versucht’s mit ein bisschen Schokolade… 😉

Rohrkrepierer – Der Rap zum Sommerloch

Das Sommerloch hat uns wieder. Neuigkeiten Fehlanzeige.

Deshalb ein Rap zum Sommerloch: Der Rohrkrepierer.

Musik, Text und Gesang – Herr Ösi
Video – Mallybeau Mauswohn