Fürth führt

Fürth führt … zumindest in der Gunst der Franken, wenn es um Kirchweihen und ähnliche Volksbelustigungen geht.

Da können die Münchner Bazi Oktoberfesten wie sie wollen, den nach oben offenen Bierpreis auf neue Rekordhöhen hinaufjubeln und in den feinsten Festzelten käfern, der Franke bleibt sich und seiner Kirchweih, die unter Eingeborenen gern auch als „Kärwa“ bezeichnet wird, treu.

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Frankiert: Der moderne Franke ist geprägt von einem gesunden bis leicht übersteigerten Selbstbewusstsein, Attribute, die noch in der Ära Strauß und Stoiber unweigerlich zum Ausrücken freistaatlicher Folterknechte gefürth hätten …

Das schwierigste an so einer Kirchweih ist deren Beschreibung. Vor allem für jene, die nicht das Vergnügen hatten, dabei zu sein. Wir sprechen hier nicht über eine beliebige Marslandung, sondern über die Feeling-Transportation einer zünftigen Kärwa mit allem was dazu gehört. Ein fast unmögliches Unterfangen. Um 17-Hundert-Irgendwas war bereits Johann Wolfgang von Goethe kläglich an der Beschreibung eines Volksfestes gescheitert, ehe er kurz darauf und ziemlich gefrustet seinen Megaseller „Faust“ veröffentlichte.

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Gebrezelt: Dass mir keiner mehr die Nummer mit den spärlich vorhandenen Arbeitsplätzen und dem rigorosen Personalabbau abzieht. Die Riesenbrezelindustrie verzeichnet auch anno 2012 hervorragende Zuwächse, zumindest im Bereich kreativer Arbeitsplatz-Beschaffung. Der leicht säuerlich bis strenge Blick der Belegschaft ist einzig und allein der relativen Kaufzurückhaltung des Publikums geschuldet. (Wie immer können alle Fotos durch einen Klick auf ebendiese vergrößert werden)

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Geschlumpft: Eine Kärwa zeichnet sich dadurch aus, dass du Dinge des täglichen Bedarfs nicht nur käuflich erwerben sondern, mit ein bisschen Glück, oft auch lostechnisch gewinnen kannst. Das gilt freilich nicht für Alkoholika, Fressalien und Fahrgeschäfte aller Art, kurz, dem Hauptbestandteil bürgerlicher Vergnügungen. Die kosten mehr wie eh und je. Die aktuelle Preisgestaltung der Händler hat die unausweichliche Griechenland-Pleite schon vorweggenommen bzw. eingepreist, wie man auf neudeutsch sagt.

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Gegurkt: Egal, welche politische Partei im nächsten Jahr das Rennen machen wird, der künftige Bundestag ist schon heute auf der Fürther Kirchweih präsent. Der geneigte Bürger wäre entzückt, würden seine Volksvertreter genau so zahlreich und diszipliniert an ihrer Arbeitsstelle erscheinen, wie hier zu sehen. Na ja, man wird wohl noch träumen dürfen …

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Gebeamt: Auch im beschaulichen Frankenland ist der bevorstehende Weltuntergang durchaus ein Thema. Unerschrocken Mutige können nachts bei erhöhtem Alkoholpegel das Verlassen dieser Welt mittels Lichtteilchen-beschleunigter-Katapulte erproben. Das bringt Zusatzpunkte für die Stunde Null und wird von den Aliens durch einen Freifahrtschein ab Bugarach honoriert …

Tja, das war’s von der Michaelis Kirchweih. Herr Ösi bedankt sich für die Aufmerksamkeit seiner Leser und wünscht allen ein herzhaftes

Fürth Gott in Fürth

34 Gedanken zu “Fürth führt

  1. 1 Euro für so ne lächerliche Gurke – wohin das wohl noch fürth …

    Anfrage: Kann das Loch da oben im roten Frankendingens was? Und wofür ist das blaue Dingsda? Mir mangelt es gerade an der nötigen Phantasie, oder anders formuliert, mir will partout nichts einfallen, was nicht die Grenzen guten Geschmacks sprengte …

    (Ich trau mich eh fast nicht, aber hast du wohl genügend gespart für die Prozesse, die dir all jene an den Hals hetzen, deren Antlitz du nicht verpixelt hast – Schlümpfe inklusive?)

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  2. Die Gurken, hab ich mir sagen lassen, sind eine gute alte Tradition, gibt’s wohl nicht mehr auf Kirchweihen, außer eben in Fürth. Der Stand hat übrigens nur Gurken verkauft, sonst nix, aber bei den Preisen reicht ein Artikel völlig aus …

    Das Frankendingens ist nix Unanständiges, chchch, bloß ein Vogelhäuschen, vielleicht etwas verfremdet vom Herrn Ösi fotografiert, das blaue Stäbchen ist meiner Meinung dafür gedacht, dass die Vöglein nicht abstürzen, wenn sie im Anflug das Loch verfehlen bzw. wenn sie sich vor dem Eintreten noch sonnen wollen, quasi ornithologische Terrasse …

    Au weia, an mögliche Fürther Prozesse habe ich beim Fotografieren nicht gedacht, obwohl mich der scharfe Blick der Brezeltruppe, besonders im hinteren wohl geschäftsführerischen Bereich, schon ein bisschen nachdenklich gedingst hat. Aber verpixelt wäre ja nix rüber gekommen …

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  3. Dein „Mei Hund scheißt auf die Wiesn“ erscheint leider nur im technisch unverständlichen Computerslang mit verwirrenden Parametern, anstatt zu zeigen, was das Hunderl wirklich auf der Wiesn tut …

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  4. Immer wieder erfrischend zu sehen, dass ich doch nicht völlig abgedreht scheine (ich wollte endlich mal wieder von mir reden, weil ich das doch so selten tue), denn hier wird in einem Beitrag eines führenden Alpenländlers mit schon geologisch-geografisch bedingtem Überblick meine Wahrhmehmung bestätigt, dass es fränkische Separationsbestrebungen gibt, ha (man muss das mal auf der Karte betrachten, das is‘ ’n Riesengebiet…

    (… merkt man, dass und wie ich wieder mit defätistischen Bestrebungen die Demokratie zu unterminieren versuche… im Auge behalten, das Fossil…)

    Gestatten Sie bitte, dass ich mich wieder in meine Depression kuschle, und zwar

    Mit vorzüglicher Zerknirschung

    Das Fossil

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  5. Klingt schon irgendwie schlüssig, andererseits … magst du nicht vielleicht nochmal dort vorbei gehen und via Knipsung die unverfremdete Version anpeilen, idealerweise mit Vogerl auf dem blauen Staberl, damit das Dingens ein wenig vom Image einer verkleideten Litfasssäule abrücken kann? Ideal wäre natürlich auch ein Foti vom Innenraum, durchs ominöse Loch geschossen … hach, es gibt so viel Unentdecktes …

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  6. Aha, ja, bei uns ist auch gerade, so just vor zwei Stunden, der Herbstmarkt ausgeklungen. Vielleicht irren noch übriggebliebene Schnapsleichen motivlos herum, aber ansonsten wird energisch abgebaut, man muss ja schleunigst anderen Orts für’s nächste Event aufbauen. Und nein, ich habe nicht einen Blick dorthin geworfen oder gar einen Schritt dorthin gesetzt, aber an der Gräuschkulisse komme ich auf Grund der Nähe nicht vorbei und kriege ohrnah mit, was so ein Volksfest so ausmacht.
    Bei uns sind’s nicht die Gurken und Brezen, es sind die Fischbrötchen, oder gibt es die womöglich bei euch auch?
    Und die herzerweichende Musik aus allen zur Verfügung stehenden Klangkörpern in sich überbietender Lautstärke.
    Ach, ist das schön, … nicht mittenmang sein zu müssen.
    Aber ich gebe zu, auch in München, als ich dort vor langer Urzeit einer mehr oder weniger geregelten Tätigkeit nachging, war ich nie auf dem Oktoberfest. Pfui Deibel, nie nicht!
    🙂

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  7. … na ja, (wie gesagt): es gibt sogar (ernsthafte) Bemühungen, Bayern abzuspalten (woran wohl der Haken ist, dass das klappen könnte)…

    … ich würde die, hüstel, zweite Hälfte meines Lebens gern auf Mauritius, Reunion oder Hawaii verbringen… hätte ich in der Schule doch besser aufgepaßt…

    Was ist Rivalität?

    Häff a good Symbiose!

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  8. Danke für den informativen, anschaulichen Bericht. Erstaunlich wie du eine traditionelle Festivität mit dem Weltgeschehen, ja sogar dem Weltuntergang verknüpfst.

    Ich erinnere mich auf einer hiesigen grösseren Kirmes zuletzt Ende der 80er-Jahre gesehen. Einen alten Mann auf einem wackeligen Stuhl sitzend, ein Fass zur rechten, eines zur linken. Er wirkte damals schon verloren.

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  9. Man, haben die viel Personal am Brezel-Stand – einfach unglaublich. Die treten sich ja förmig auf die Füße – grins. Es scheint an so einem Tag „alles Brezel zu sein,“ die Hauptsache ist – der Rubel rollt und die Menschen werden von allen Seiten beschallt.

    LG Twity-Autor

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  10. Du Ärmste. Ich wohne in einem ziemlichen Respektabstand von dem bunten und jawohl auch lauten Treiben entfernt. Ruhetechnisch gesehen vielleicht ganz gut. Fischbrötchen gibt es auch und so was, wie einen Leuchtturm, wo in der ersten Etage Backfisch von hanseatischen Matrosen erzeugt wird, der dann auf einer Metallrutsche zu den hungrigen Kärwamäulern hinunter saust. Dazu Endlosgebrabbel in astreinem Norddeutsch vom Tonband, das hier kein Mensch versteht, über die Vorzüge so eines Backfischs. Allein dieser Stand ist die Reise wert, der Backfisch ebenso …

    Man hat den Eindruck, ganz Franken, auch aus den entferntesten Käffern, wird auf dieses Volksfest gekarrt.

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  11. Rivalität, vom lat. rivalis = „an der Nutzung eines Wasserlaufes mitberechtigter Nachbar und so weiter“, liegt wohl in der Natur des Menschen, sich ständig mit anderen vergleichen und messen zu müssen, mit dem Resultat, dass raus kommt, was wir täglich erleben …

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  12. So ein Weltgeschehen lässt sich nicht von einer Kärwa trennen. Gut möglich, dass früher diese Zusammenballung unterschiedlichster Menschen auf kleinstem Raum das Weltgeschehen wesentlich mitbestimmt hat …

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  13. Wemr be ä Schälchn Heeßn rankern, de Zet verblembern, da Rabbaz os em Radscho, ningeln wer iba die Baggasche, a Himmesmietzchen fliegt vorbe oda a Flieschor und wir dussln.

    Schulldchnsä …

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  14. Sicher die Menschen kamen in der „vorstädtiscvhen“ Zeit ja höchtens 1-2 Mal zur Kirmes (Kirchweih) zusammen. Nur dort war Gelegenheit Beziehungen zu knüpfen und Einkäufe zu machen.

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  15. Der Ösi der alte Trödler ist mal wieder zu spät. Die Kirchweih ist vorbei, das Vogerl ausgeflogen, der Ösi zerknirscht und bittet um Entschuldigung. Er wird es im nächsten Jahr noch einmal versuchen …

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  16. Es sei dem Herrn Ösi verziehen, zumal die Landsfrau sich ohnehin gleich hinterher gescholten hat, da sie wieder mal zum Delegieren neigte, statt sich selber vor Ort oder sonstwie ein Bild zu machen. Und erst recht angesichts der neuesten Kreation des Herrn Ösi, die er freundlicherweise zu Testzwecken und um ganz schnell ganz reich zu werden kürzlich vorstellte; da ist man/frau/mensch ja schon wieder richtig stolz, mit dem Genie in Wort und Spiel zumindest virtuell bekannt zu sein und wartet jetzt nur noch auf die Bekanntgabe der Autogrammstunden …

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  17. Na ja, von meiner „Fliege“ sind bis heute ca. 200 Spiele downgeloadet worden. Das Spiel ist aber kostenlos.

    Vom meiner „Kachel“ habe ich erst eins verkauft … und das an eine gute Bekannte. Wenn ich jetzt alle potentiellen Käufer persönlich kontaktieren muss, um sie von den Vorzügen des Spiels zu überzeugen, dann wird das eine ziemlich aufwendige und langwierige Sache.

    Das „reich werden“ habe ich aus gegebenen Anlass noch aufgeschoben …

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  18. Pingback: Android App | oesiblog

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